„La Pick-up“ – der Vorläufer der neuen X-Klasse

„La Pick-up“ – der Vorläufer der neuen X-Klasse. Noch in diesem Jahr will Mercedes-Benz seine X-Klasse auf den Markt bringen. Der Pick-up soll eine Lücke im Angebot der Marke mit dem Stern füllen. Dabei gab es diese Lücke nicht immer, denn das neue Modell hat durchaus einige, wenn auch eher unbekannte Vorgänger.

Mercedes-Benz 220 D  "La Pickup" aus argentinischer Fertigung (1972–1976)
Mercedes-Benz 220 D „La Pickup“ aus argentinischer Fertigung (1972–1976)

In Deutschland sind allradgetriebene Pritschenwagen in der Klasse mit bis zu einer Tonne Nutzlast kein großer Renner. Pick-ups bringen es hierzulande im Jahr bei den Neuwagen gerade mal auf fünfstellige Verkaufszahlen. Dabei ist die erste Zahl eine Eins. So hat Mercedes-Benz mit der X-Klasse weniger den heimischen Autofahrer im Auge. Die Zielgruppen sitzen in den Märkten von Asien, Südamerika oder Australien. Für Europa wird die X-Klasse als Produkt der Kooperation mit Renault-Nissan im spanischen Barcelona vom selben Band wie der Nissan Navara rollen.

Mercedes-Benz 220 D  "La Pickup"
Mercedes-Benz 220 D „La Pickup“

Bereits in den Jahren 1972 bis 1976 bot Mercedes in Argentinien einen Pritschenwagen auf Basis des 220 D („Strich-Achter“, Baureihe W 115) an. Er wurde als Einzel- oder Doppelkabine verkauft. Der von den Argentiniern liebevoll „La Pick-up“ genannte Wagen musste noch ohne Allrad auskommen und Heckantrieb reichen. Unter der Haube des Pick-ups steckte der OM 615 Diesel. Er holt aus 2.197 Kubikzentimetern Hubraum gerade einmal 60 Pferdestärken, bringt es auf ein maximales Drehmoment von 125 Newtonmetern und war an ein Automatikgetriebe gekoppelt.

Mercedes-Benz 180 D Pritsche (1955)
Mercedes-Benz 180 D Pritsche (1955)

Seinerzeit war in Argentinien der Import von Fahrzeugen noch verboten. Aber die Einfuhrbeschränkungen gestatteten den Import von mechanischen Teilen und Karosseriekomponenten. So war eine Montage von Fahrzeugen – Hauptsache, es waren keine Pkw – möglich. Diese Lücke nutzen die Stuttgarter. Sie transportierten so genannte CKD-Fahrzeuge (CKD = complete knocked down) nach Südamerika. Dort bauten sie dann auf den Chassis des W 115 im argentinischen Werk Gonzalez Catan bei Buenos Aires den Pritschenwagen.

Mercedes-Benz G-Klasse Pritsche
Mercedes-Benz G-Klasse Pritsche

Noch heute rollen viele der besternten Pick-ups aus dieser Zeit über argentinische Straßen. Einige Fahrzeuge hat es sogar bis nach Europa verschlagen. So brachte die Eisenbahngesellschaft Stuttgart SSB einen Strich-Achter-Laster nach Deutschland. Das Fahrzeug wurde als Servicewagen zum Schmieren der Weichen eingesetzt. Vor einiger Zeit entdeckte Mercedes-Benz das Mobil wieder: Es war nach seinem Einsatz den Stuttgarter Verkehrsbetrieben durch mehrere private Hände gegangen. Es soll auch mit einem Camping-Aufsatz unterwegs gewesen sein, was das geänderte Heck erklären könnte.

Mercedes-Benz X-Klasse Concept Adventurer
Mercedes-Benz X-Klasse Concept Adventurer

Doch der 220 D Pick-Up war beileibe nicht der einzige Pritschenwagen mit Stern. So markierten Fahrzeuge wie der Mercedes-Benz 170 V Pritschenwagen (gebaut von 1946 bis 1949) nach dem Zweiten Weltkrieg den Neubeginn von Mercedes mit Fahrzeugen der mittleren Baureihe. Und die Baureihe W 120 (im Volksmund „Ponton“ genannt) aus den 1950er-Jahren gab es auch als Fahrgestell mit zweitüriger Teilkarosserie, auf der etliche Pritschenwagen entstanden.

Bei Binz wurden einige Jahre später Kleinlaster als Spezialanfertigung gebaut. Basis waren unter anderem Fahrgestelle für Sonderaufbauten vom Typ Mercedes-Benz 220 D.

Auch auf der Baureihe 123 (1975 bis 1985) entstanden Pritschenwagen. Und in einigen Ländern wurden auch allradgetriebene Pick-ups auf Basis der G-Klasse (Baureihe 461) offiziell über Händler verkauft.

 gp/amp