Alpenrallye Kitzbühel

Die Luft ist frisch, aber kalt. Duft von unverbranntem Benzin und Öl, während das ständige Wummern, Blubbern und Brüllen alter Motoren an die Ohren dringt . Die typische Szenerie vor dem Prolog der Kitzbüheler Alpenrallye auf dem Hahnenkammparkplatz. Wieder gingen dieses Jahr rund 200 Oldtimer bei der 27. Auflage  an den Start. Das Fahrerfeld war gespickt mit Prominenz aus Film und Fernsehen und der Streckenverlauf erstmals seit Jahren komplett umgestaltet. 

Schauspieler Herbert Knaup ist ein alter Hase, wenn es um historische Rallyes geht. Völlig routiniert setzte er sich an das Lenkrad eines Karmann Ghia Typ 14 aus dem Jahr 1968. „Was für ein schönes Auto. Damals war dieser Karmann ein echtes Sport-Coupé mit seinen 45 PS. Vieles hat sich in den vergangenen Jahrzehnten verändert“, konstatierte Knaup, der zwischenzeitlich sogar die Führung in der Gesamtwertung inne hatte. Sein Schauspiel-Kollege Axel Pape durfte im „Herbie“ aus der Sammlung von Volkswagen Classic ran. „Dieser Käfer ist ein Kultobjekt. Man merkt das an jeder Straßenecke, wenn die Leute und Kinder einem zuwinken“, resümierte Pape. Der Volkswagen-Konzern ist einer der Hauptsponsoren dieser Gleichmäßigkeitsfahrt. Standesgemäß schickte Europas größter Automobilhersteller 22 Modelle aus seinen Markensammlungen in die Alpen.

Die Brücke aus der Vergangenheit in die Gegenwart schlugen dabei unter anderem ein Golf GTI der ersten Generation und die Bullis der Nutzfahrzeugbteilung. Ein Hingucker war der Lamborghini Miura mit einem quer eingebauten 12-Zylinder-Motor aus dem Museum in S`Antagata Bolognese. Doch es sind in Kitzbühel auch die Vorkriegs-Modelle, die für Begeisterung an der Strecke sorgen. Bentley, Alfa Romeo und – als besonderes Ausstellungsstück – ein Silberpfeil aus dem Jahre 1936 von Audi Tradition zogen die Zuschauermassen an. Eben jener Silberpfeil erinnert an den legendären Rennfahrer Hans Stuck. Der Vater von Tourenwagen-Champion Hans-Joachim Stuck ist eine feste Größe in der Alpenwelt. Einst als „Bergkönig“ tituliert, stürmte Stuck Senior mit dem Auto Union den Großglockner. Zu seinem Gedenken lobten die Organisatoren den „Hans-Stuck-Bergpreis“ aus. Wie früher mussten die Teilnehmer den Pass zum höchsten Berg Österreichs auf einer anspruchsvollen Wertungsprüfung (WP) erklimmen – allerdings auf Asphalt und nicht auf Schotter.

Doch im Gegensatz zum „Bergkönig“ ging es bei der Alpenrallye nicht um Geschwindigkeit. 23 Minuten und neun Sekunden: Das war die Vorgabe. Exaktes fahren war zum Sieg dieser WP der Schlüssel. Besonders genau traf ein historischer Audi diese Marke. Thomas Frank, Chef von Audi Tradition steuerte seinen Audi Super 90 im dichten Nebel mit der geringsten Abweichung durch die unzähligen Kehren des Großglockners. „Die Alpenrallye hat unheimlich viel gewonnen“, freute sich Herbert Knaup am Steuer des 1968er Karmann Ghia. Und es stimmt. Die Streckenführung wurde im Gegensatz zu den Vorjahren komplett überarbeitet. Unzählige enge Seitenstraßen mit noch mehr Serpentinen sorgten für viel Freude im Fahrerfeld. In der „Classic Trophy“ gibt es nun viermal so viele herausfordernde Wertungsprüfungen. Geschuldet ist dieser Umstand dem Organisationskomitee um Renn-Legende Hans-Joachim Stuck. Als Mitorganisator der Rallye arbeitete er wochenlang, damit das Event in seiner Heimat einen neuen Anstrich bekommt. „Das war ein hartes Stück Arbeit und ein teilweise steiniger Weg. Das Ergebnis und die Resonanz der Teilnehmer stimmen mich aber sehr positiv“, blickte Stuck etwas wehmütig auf den Parc Fermé am Hahnenkamm-Parkplatz in Kitzbühel. Es ist sehr lange her, dass „Striezel“ nicht an seiner Haus-Rallye teilgenommen hat. „Das juckt schon sehr“, kommentierte der Rennfahrer. Der Ruf für 2015 zur Alpenrallye-Auflage 28 wurde schon bei der Siegerehrung laut. Es riecht alles nach einer weiteren Alpenrallye – dann hoffentlich auf den gleichen malerischen Routen mit anspruchsvollen Prüfungen und vielleicht Sonne, wie am letzten Wettkampftag.