Automatikgetriebe werden immer beliebter

2014 fuhr bereits jeder vierte deutsche Autofahrer mit Automatik, 1999 war es nur jeder zehnte. Ist der manuelle Schalthebel bald reif fürs Museum? Gang einlegen, anfahren, kuppeln, hochschalten, bremsen. Und das Ganze noch mal von vorne. Im zähflüssigen Verkehr wiederholt sich dieses Szenario unentwegt. Vor allem in Städten steigt die Verkehrsdichte stetig, Stopp-and-go wird für immer mehr Menschen lästiger Alltag. Einer der Gründe, warum Automatikgetriebe immer beliebter werden.

Derzeit fährt laut Branchenverband ‚Deutsche Automobil Treuhand‘ (DAT) rund jeder Vierte Automatik. Tendenz steigend. „Autos mit Handschaltung werden in einigen Jahrzehnten ein Nischenprodukt sein", prognostiziert Helmut Klein vom ADAC-Technikzentrum Landsberg.

Kein Schwitzen mehr beim Berganfahren, kein Abwürgen des Motors, kein ständiges Rauf- und Runterschalten. Liegt es vor allem an der Bequemlichkeit der Autofahrer, dass der Schalthebel immer weniger gefragt ist? „Der Wunsch nach mehr Komfort spielt eine zentrale Rolle für viele Autokäufer. Vor allem ältere Menschen schätzen das", sagt Klein.

Handschaltung oder nicht ist aber nicht nur eine Frage des Alters, sondern auch eine Frage der Kultur. In den USA beispielsweise sind Autos mit manueller Schaltung eine Rarität. Laut dem US-amerikanischen Forschungsunternehmen Edmunds lieferten Hersteller im Jahr 2013 lediglich 3,9 Prozent Neuwagen mit Schaltknüppel aus. Neben dem höheren Komfort gibt es noch weitere Vorteile. Viele Menschen fahren mit Automatik spritsparender. „Bei unseren Fahrtrainings zeigt sich immer wieder, dass viele erst bei hohen Drehzahlen schalten oder vergessen, den höchsten Gang einzulegen. In diesem Fall ist die Automatik sparsamer", berichtet Helmut Klein.

Zudem ist das sogenannte Segeln nur mit automatischem Getriebe möglich. Sobald der Fahrer vom Gas geht, wird der Motor vom Getriebe getrennt. Das reduziere Bremsmomente, erklärt Klein, und somit den Verbrauch. Und auch bei den Assistenzsystemen, die stark im Kommen sind, ist die Automatik der bessere Partner. Stauassistenten etwa, die selbstständig beschleunigen und bremsen, sind nur mit Automatik eine sinnvolle Unterstützung.

Die Zukunft der Handschaltung hänge unter anderem auch von der Marktdurchdringung neuer Antriebstechniken wie Elektromobilität und der Brennstoffzelle ab, sagt Klein. „Bei kontinuierlicher Entwicklung werden sich in 20 Jahren Automatik- und Schaltgetriebe ziemlich die Waage halten", prophezeit der ADAC-Experte.

Richtig aussterben wird der Schalthebel aber auch langfristig nicht – da ist Klein sich sicher. "Als kostengünstigste Lösung im Kleinwagensegment, um Gewicht zu sparen und auch für sehr sportlich orientierte Fahrer ist das Schaltgetriebe immer noch erste Wahl."

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