Branntkalk senkt CO2-Ausstoß von Schiffen

Das mittelgroße Containerschiff „Sounion Trader“ ist dank einer Abgasreinigungsanlage von Seabound zwei Monate über die Weltmeere gefahren, ohne übermäßig viel Klimagas und Schadstoffe zu emittieren. Dabei war das Schiff ursprünglich eines der schmutzigsten der Reederei Lomar Shipping. Das neue System entfernt 78 Prozent des CO2 aus dem Abgas.

Das System ist in mehreren Standard-Schiffcontainern untergebracht. Es wird in den Abgasstrom eingeklinkt. Die Rauchgase strömen durch eine Schüttung aus Branntkalkkieseln. Diese reagieren mit dem CO2 zu Kalkstein, der an Bord zwischengelagert wird. Im nächsten Hafen wird er entladen und in Branntkalk und CO2 zurückverwandelt. Wirklich umweltverträglich ist dieser Kreislauf nur, wenn das CO2, das bei der Aufbereitung des Kalksteins frei wird, eingefangen und endgelagert wird, sodass es der Atmosphäre dauerhaft entzogen bleibt.

Die Kosten für die Abgasreinigung halten sich in Grenzen. Branntkalk kostet pro Tonne in Nordamerika 200 Dollar pro Tonne. Diese binde fast 800 Kilogramm CO2. Auf dem Testschiff wurde pro Tag eine Tonne Klimagas eingefangen. Dazu waren etwa 1,2 Tonnen Branntkalk nötig. Die Lösung aus London könnte also zu einem Gewichtsproblem werden, wenn nicht 78, sondern 95 Prozent des Klimagases eingefangen werden und die Anlage auf einem großen Containerschiff installiert würde.

Dekarbonisierung sofort möglich

„Unser Pilotprojekt zeigt, dass wir CO2-Emissionen auf einfache und kostengünstige Weise direkt an Bord von Schiffen erfassen können“, sagt Alisha Fredriksson, CEO und Mitbegründerin von Seabound. „Dieser Durchbruch beweist, dass die Schifffahrtsindustrie nicht auf neue Kraftstoffe oder Lösungen zur Reduzierung ihrer Emissionen warten muss. Wir können schon heute mit der CO2-Abscheidung bei der bestehenden Flotte beginnen.“

Seeschiffe emittieren pro Jahr etwa eine Mrd. Tonnen CO2, das entspricht fast drei Prozent der weltweiten Gesamtemissionen. Außer der Seabound-Lösung sollen alternative Treibstoffe wie Ammoniak und Methanol die Schiffe umweltverträglicher fahren lassen. Auch Elektroantriebe werden bereits genutzt, allerdings nur auf kurzen Entfernungen.