Caterham Seven 165: Außergewöhnlich

Außergewöhnlich, der Caterham Seven 165. Was passiert, wenn 660 Kubikzentimeter Hubraum mit 81 PS auf 490 Kilogramm Leergewicht treffen? Es geht in rund sieben Sekunden von null auf 100 km/h. Auch wenn angesichts des kleinen Motörchens bei 160 km/h Schluss ist, viel mehr Fahrvergnügen und Aufmerksamkeit bei Passanten geht für 24.000 Euro nicht. Der Caterham macht es mit dem Seven 165 möglich.

An diesem Auto ist so gut wie alles außergewöhnlich: Als Antrieb dient ein Dreizylinder mit gerade einmal 660 Kubikzentimetern Hubraum, dennoch geht es innerhalb von sieben Sekunden von null auf 100 km/h. Es gibt Platz für Zwei und ein Verdeck, aber keinerlei Hilfssysteme wie ABS oder ESP. Und an Airbags sollen wir hier gar nicht erst denken. Das klingt nach altmodisch, ist es auch, aber neu zu kaufen – und keine Verzichts-, sondern eine Spaßerklärung. Caterham Seven 165 lautet die Zauberformel, die bei unter 25 000 Euro mindestens genauso viele Blicke auf sich zieht wie ein Ferrari oder Lamborghini und mehr Freude bereitet als ein Golf GTI. Dabei gehen das Konzept und die Grundkonstruktion immer noch auf den legendären Lotus-Gründer Colin Chapman und die zweite Hälfte der 1950er-Jahre zurück.

Caterham Seven 165
Caterham Seven 165

Der freundliche Herr Hoffmann von Caterham: „Die Pedale liegen recht eng beieinander.“
Gleiches gilt für die Blinkerbetätigung. Der Fahrtrichtungsanzeiger, wird mittels eines um 90 Grad gedrehten Kippschalters betätigt und stellt sich – natürlich – nicht von alleine wieder zurück. Mit auf dem Schalthebel ruhenden Handgelenk geht das Hin- und Herswitchen aber erstaunlich gut. Türgriffe kennt der Caterham Seven ebenfalls nicht. Die schmalen und dünnen Kunststofftürchen werden mit zwei Druckknöpfen arretiert und beim Öffnen einfach zur Seite weggeklappt. Ein Handschuhfach? Gibt es nicht. Wenigsten eine kleine Ablage? Fehlanzeige. Platz für ein Radio ist auch nicht im Auto. Es würde ohnehin nur den betörenden Caterham-Klang stören.

cah6
Caterham Seven 165. Der Blick aus dem Cockpit

Die nostalgische Optik trüben ein wenig die nicht ganz stimmigen Blinker und die aufgesetzte dritte Bremsleuchte am Heck. Sie fallen stilistisch aus dem Rahmen, doch dem Fahrer kann das egal sein, denn er sieht beides nicht. Der Blick nach hinten erfolgt am besten über den Innenspiegel, denn die beiden Außenspiegel lassen sich nur schwer einstellen und zeigen ohnehin wenig.

cah5

Eng geht es zu im dicht über dem Asphalt hockenden Zweisitzer, bei dem eine mächtige und hohe Mittelkonsole Fahrer und Beifahrer trennt. Vor allem an die extrem dicht gesteckte Pedalerie müssen sich Caterham-Novizen erst einmal gewöhnen. Viel Raum zum Schalten steht dem Fahrer ebenfalls nicht zur Verfügung, doch kurze Schaltwege zeichnen einem Sportwagen ja ohnehin aus. Dies sind die kürzesten, die wir bislang kennengelernt haben. Weniger dürfte kaum noch möglich sein. Dabei verblüfft, wie exakt die Gänge trotz der extrem engen Gassen einrasten.

cah7
Caterham Seven 165

Der faszinierende Klang, der dem einer Turbo-Prop-Maschine schon recht nahekommt, muss seine akustische Herrschaft erst ab etwa 140 km/h und 5.000 U/min im letzten Gang ein wenig an den Wind abtreten. So tief über dem Asphalt und so eingeengt im Cockpit machen sogar Fahrten mit Ortsgeschwindigkeit Spaß. Die Bremsen (hinten Trommel) empfehlen sich bei allem sportlichen Auftritt für eine vorausschauende Fahrweise. Ihre Leistung ist nach modernen Gesichtspunkten eher bescheiden, und sie verlangen bei äußerst geringer Rückmeldung nach einem beherzten Tritt.

cah8Der Motor sollte mit mindestens 2.500 bis 2.700 Umdrehungen in der Minute bei Laune gehalten werden, damit die Vibrationen des Leichtbauroadsters im Zaum gehalten werden, der ohnehin immer wieder mal an einigen Ecken schnarrt. Der Drehzahlmesser geht bis 8.000 Touren und kennt keinen roten Bereich. Der kleine Motor von Suzuki trifft mit seinen 81 PS auf 490 Kilogramm Fahrzeuggewicht. Davon leitet sich auch die Typenbezeichnung ab: Sie gibt den PS-Wert pro 1.000 Kilogramm an. Trotz der PS-Leistung eines Kleinwagens und des mickrigen Hubraums ist das Kasseler-Berge-Syndrom der kleinen Sportskanone unbekannt. Der Dreizylinder mit Turbolader röhrt bei jedem Gasstoß dumpf auf und baut auch im fünften und letzten Gang noch mächtig Druck auf. Ab 5.000 Touren scheint er noch einmal tiefer durchzuatmen. Und auch bei 7.700 Umdrehungen macht der Motor noch keine Anstalten, in den Begrenzer zu laufen.

cah2Trotz seiner Gokart-artigen Agilität ist der Caterham vor allem ein Kandidat für gut ausgebaute Land- und Bundesstraßen mit langgezogenen Kurven. Er ist das wohl puristischste Auto, das man neu für Geld kaufen kann. So viel Fahrfreude mit so wenig Leistung bietet niemand sonst.

jr/cen