Denza – Nach Europa mit viel Selbstbewusstsein

Es war natürlich Absicht, dass der erste offizielle Europa-Auftritt anlässlich der Mailänder Designwoche erfolgte – die übrigens eine ganze Reihe von Autobauern zu Präsentationen nützten. Denza heißt der Neuling, der ab Ende des Jahres mit dem Luxus-Shooting Brake Z9 GT Furore machen und Kunden begeistern will. Es ist die schon 2011 gegründete – anfangs mit Mercedes Benz als Teilhaber liierte – Submarke von BYD.

Auch wenn es für den chinesischen Giganten in Europa höchst unterschiedlich läuft – Österreichs Importeur Denzel steht im Vergleich glänzend da -, soll die Premiummarke in allen Märkten eingeführt werden. In Österreich 2026, wobei noch offen ist, ob Denzel auch für Denza – phonetischer Gleichklang ist zufällig – Vertragspartner wird oder ob BYD Europa es selbst in die Hand nimmt und Händler aussucht – drei bis fünf bei uns.

Der Markenclaim „Technologie treibt Eleganz an“ wird in allen Gesprächen mehrfach betont. Der Z9 GT, zuerst als reiner Elektriker und später – erstes Halbjahr 2026 –  auch als Plug-in-Hybride verfügbar, steht auf der neuen e3-Plattform, einer Art Zauberkasten für die Denza-Bosse. 965 PS aus drei E-Motoren plus Allradantrieb sorgen für ausreichend Leistung, doch „wir wollen niemanden mit purer Leistung herausfordern, auch wenn wir fast 1000 PS haben. Technologie treibt Eleganz an ist unser Motto, und dem sind wir verpflichtet.

Da macht die Maximalleistung sicher nicht den Unterschied, sondern die Verbindung von Premium mit Technologie“, erläutert Alfredo Altavilla. Der Langzeit-Chef von Fiat-Chrysler für Europa, Afrika und Mittelost, später in der Stellantis-Führung und kurz sogar Boss der ITA-Fluglinie, wurde im vorigen Herbst als „Berater“ für Europa von BYD verpflichtet und steht der forschen Europa-Chefin Stella Li zur Seite. Der Schachzug war wohl clever, denn der Italiener kennt die europäischen Märkte in- und auswendig. Die Plug-in-Variante wird etwa gleiche Leistung bieten, die Blade-Batterie wird 38,5 kWh bieten und könnte für 150 Kilometer elektrisch reichen. Ein wenig Rückversicherung muss auch bei Denza da sein…

Innen ist alles Luxus, das Cockpit trotz aller möglichen Gimmicks noch übersichtlich, der Komfort außergewöhnlich. Und dann noch die technischen Feinheiten, die erstaunen: Trotz 5,19 Meter Länge geht sich der Wendekreis-Radius mit 4,62 Metern aus. Der Z9 GT kann aus dem Stand kreiseln, was wie ein Donut in Zeitlupe aussieht, kann bei erkannter Parklückengröße so einparken, dass die Vorderräder blockieren und das Heck über Bedienung am Touchscreen in die Lücke geschoben wird. Und er kann das Krabbengang genannte langsame Seitwärtsfahren. Da merkte ein Kollege an: „Das stell ich mir mal auf dem Wiener Gürtel zur Stoßzeit beim Spurwechsel vor.“

Sella Li – Denza Europe

Zitat: „Es geht um das Woow Erlebnis!“, sagen die Chefin von Denza, der Premiummarke von BYD

 

BYD fertigt demnächst in Ungarn in der eigenen Fabrik. Auch Denza? „Wenn es die Kapazität erlaubt, ja“, erklärt Europachefin Stella Li. „Wenn wir in Europa produzieren, wird es kein bloßer Zusammenbau von Teilen sein, sondern wir werden die komplette Zuliefererkette in Europa haben. Das bringt Jobs und fördert die technologischen Fähigkeiten unserer Partner.“

Im Gespräch mit „Automagazin“ sagt die 54-Jährige auf die Frage, warum Denza erfolgreich sein soll, wenn alle anderen asiatischen Premiummarken entweder gar nicht nach Europa kamen (Acura), erst den Anfang wagen (Genesis), wieder fort sind (Infiniti) oder mäßig Erfolg haben (Lexus): „Unsere Philosophie und Herangehensweise ist völlig anders. Wir haben Technologien, die niemand anderer hat. Und wir haben mit Wolfgang Egger einen erfahrenen europäischen Chefdesigner. Er verbindet Schönheit und Eleganz mit Technologie. Wir können Erlebnisse wie kein anderer Hersteller bieten.“ Egger, 62 und aus Oberstdorf im Allgäu, verließ Audi 2014 und begann 2016 bei BYD. Zuvor war er für Alfa, Lancia und Seat tätig.

Altavilla ergänzt: „Es ist richtig, dass in den vergangenen 30 Jahren in Europa keine Premiummarke eingeführt wurde, die wirklich Erfolg hatte. Aber es gibt den gravierenden Unterschied, dass diese Hersteller nicht Wert auf den Erlebnisfaktor für die Kunden legten. Denza zeigt nicht nur die Fähigkeiten der Ingenieure, sondern hebt auch das Kundenerlebnis auf eine neue Stufe. Denza ist ein Manifest der Fähigkeiten der innovativsten Techniker der Welt. Deshalb glauben wir, dass sich Denza im Markt von anderen abheben wird. Wir werden vor allem die Jüngeren, die viel mehr Technologie-affin sind, ansprechen.“ Im Detail: Den Z9 GT entwickelten 800 Ingenieure in 1095 Tagen mit 100 Mill. Euro Budget. Und kreierten 50 Patente. Nach 2,3 Mill. Testkilometern wurde das Modell für die Serie freigegeben.

Und was ist mit verbreiteten Vorurteilen gegen chinesische Marken? Der Italiener Altavilla lächelt: „Kein Zweifel, die Wahrnehmung der Marke ist ein Kriterium. Wir sind erst am Anfang mit diesem Launch. Es wird keine Bedenken wegen Datensicherheit etc. geben, da alle unsere Systeme den üblichen Standards entsprechen. Es gibt kein Risiko. Die erste Aufgabe ist, Kunden in die Showrooms zu bringen. Wenn sie einmal dort sind und sich in einen Denza setzen, werden sie die Einzigartigkeit erleben. Das einzige Problem in Europa ist, dass es viele Gegenden gibt, in denen 5G noch nicht verfügbar ist.“

Li kündigt an: „Der D9 als Luxus-SUV wird das zweite Modell in Europa sein. Das dritte soll dann eine Überraschung werden.“ Und weiter: „Unsere Händler werden solche sein, die schon Erfahrung mit Premium haben. Wenn der Plug-in kommt erwarten wir aus den Erfahrungen in China eine 50:50-Aufteilung mit dem BEV.“ Denza wird als Teil von BYD gleich mit 17,5 Prozent Zoll in der EU eingestuft.

Bevor die ersten Testrunden im Fahrtechnikzentrum Varano vor allem den Komfort auf der Buckelpiste und den bei 55 km/h problemlos funktionierenden Notbremsassistenten erleben lassen, darf man noch zuschauen: Wie der Z9 GT bei 180 km/h auf der langen Geraden und künstlich herbeigeführtem Reifenplatzer in der Spur bleibt und solide abbremst. Gut zu wissen. Aber den Realitätstest möchte man dann doch nicht machen.                                                                                                                                                                                       Gerhard Kuntschik