Driftsport – 5-fach Staatsmeister Alois Pamper greift nach europäischer Drift-Krone

Driftsport – 5-fach Staatsmeister Alois Pamper greift nach europäischer Drift-Krone. Driften 2018 – Ein Steirer fährt mit 700 PS und bis zu 200 km/h quer durch die Kurven. Eine Reportage über den erfolgreichsten und schnellsten Drifter Österreichs.

Im Servicezelt von Alois Pamper steht der schwarze BMW M3 aufgebockt, die Hinterräder drehen sich in der Luft, denn der Gang ist eingelegt und ein Mechaniker gibt gefühlvoll Gas. „Das machen wir um nicht nur den Motor, sondern auch das Getriebe und das Hinterachsdifferenzial auf Temperatur zu bringen.“ erklärt Alois bereitwillig den verwunderten Drift-Fans. Immerhin reißen über 700 PS und fast 800 Nm Drehmoment am Antriebsstrang und wer da nicht auf sein Material achtet, für den ist das Rennwochenende schnell vorbei.

Alois´ BMW ist kein normales Rennauto. Die Zelle entspricht einem extrem leichten Supertourenwagen, der Reihen-Sechszylinder wurde stark getuned und zusätzlich mit einem Kompressor und Intercooler versehen. Damit hat er die doppelte Leistung als im serienmäßigen Zustand. Das Getriebe ist sequentiell und die hydraulische Fly-Off-Handbremse natürlich obligatorisch in diesem Motorsport. Und so wie der extrem wendige Eurofighter-Kampfjet wurde auch der Bolide von Alois im Prinzip instabil ausgelegt. Das heißt, er kann nicht richtig geradeaus fahren. Denn die Lenkgeometrie und die Fahrwerkseinstellung sind so ausgelegt, dass sie erst bei großen Driftwinkeln optimal funktionieren.

Alois Pamper mit seinem über 700 PS starken BMW M3: einer der Titelfavoriten in der „King-of-Europe“ Drift-Meisterschaft

So wie viele andere österreichische Motorsport-Talente auch hat Alois Pamper das Driften in der vom ÖAMTC veranstalteten Drift-Challenge-Austria gelernt. Dort wurde auf geschlossenen Rundkursen gedriftet, der Asphalt war immer bewässert. Die Fahrer konnten daher mit seriennahen Motoren antreten. Alois kam, sah und siegte. Mit seiner professionellen Herangehensweise setzte er im österreichischen Driftsport neue Maßstäbe. Nach fünf Staatmeistertiteln in Folge brauche er jedoch eine neue Herausforderung und wandte sich dem internationalen Parkett zu.

Dort waren die Voraussetzungen jedoch komplett anders. Gedriftet wird ausschließlich auf trockenem Asphalt, meistens in kurzen Kurvenkombinationen auf richtigen Rennstrecken. Autos unter 600 PS werden nur müde belächelt und pro Wochenende lösen sich je Fahrzeug ca. 30 Reifen in Luft bzw. in Rauch auf. Damit ist klar, die Kosten sind astronomisch. Aber was spricht dann dafür?

„Der Speed ist einfach atemberaubend!“ schwärmt Alois mit einem großen Grinsen im Gesicht. Und der Kampf Mann gegen Mann vervollständigt den Adrenalin-Kick. Bei den sogenannten „Drift-Battles“ treten nämlich immer zwei Fahrer gegeneinander an, wobei der Hintere den Fahrstil des Vorderen perfekt kopieren sollte, und das bei möglichst knappen Abstand. Der Vordere muss das dem Hinteren möglichst schwer machen, d.h. so quer und schnell wie möglich fahren. Wer das von den beiden besser kann entscheidet eine Fach-Jury, welche sich meist durch elektronische Hilfsmittel wie z. B. Drift-Boxen, die Winkel und Geschwindigkeit messen, unterstützen lassen.

„Meine Mama hat einmal gesagt, das ist wie Synchron-Schwimmen mit Autos.“ erzählt Alois lachend. Von außen sieht alles sehr einfach aus, doch das ist dem hohen Level an Fahrkunst geschuldet, das die Fahrer mitbringen. Macht der Vordermann einen Fehler, dann ist aufgrund des geringen Abstands für den Hinteren eine Kollision oft nicht mehr zu vermeiden. Und wenn der Hintere zu weit zurückfällt, dann gerät er in die Rauchfahne des Vordermanns. Im Blindflug muss der Drift dann natürlich abgebrochen werden und damit ist das Battle wiederum verloren. Um hier bestehen zu können muss man sowohl sein Auto unter Kontrolle als auch die Augen stets am Vordermann haben – also Multitasking.

Alois Pampers Version von „Let it burn“        Foto: Sven Ascheberg

Umso wichtiger ist es daher, dass man im Qualifying einen guten Platz herausfährt. Denn in den Vorrunden tritt dann immer der Erste gegen den Letzten, der Zweite gegen den Vorletzten, usw. an – ganz wie beim Schispringen. Je besser also der Quali-Platz, desto größer die Chance, bis in die Finali weiterzukommen. In den ersten Jahren beim Trockendriften hat auch der 5-fache österreichische Driftmeister sein Lehrgeld bezahlen müssen. Denn neben einem technisch extrem ausgereizten Auto und der immensen Reifenlogistik gilt es auch die taktischen Tricks der teilweise sehr erfahrenen Konkurrenz zu durchschauen. Unerwartete Vollbremsungen des Vordermanns oder kleine Rempler des Hinterherfahrenden gehören bei den Drift-Battles nämlich dazu und werden von der Jury auch akzeptiert und entsprechend mitbewertet.

Doch 2018 soll das große Jahr von Alois Pamper werden. Mit Hilfe seiner treuen Stammsponsoren und der neuen Unterstützung durch REMUS-Sportauspuff konnte er das Auto nochmals weiterentwickeln. Und nach drei Jahren kennt er nun auch alle Rennstrecken und Konkurrenten und weiß mit ihnen umzugehen. Jetzt oder nie, lautet das Motto des 39-jährigen Steirers, der sich als Saisonziel seinen ersten Titel in der internationalen „King-of-Europe“ Drift-Meisterschaft gesetzt hat. Wer ihn einmal persönlich in Action sehen und erleben will, am 28./29. April gastiert die Serie auf der Rallye-Cross-Strecke in Greinbach bei Hartberg in der Steiermark.

 

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