Hyundai ix35 Fuel Cell

Elektroautos kränkeln nach wie vor allem an ihrer doch recht geringen Reichweite. Opel, Mercedes-Benz, Toyota und andere Hersteller sehen schon seit Jahren in der Brennstoffzelle einen Ausweg aus dem Dilemma. Bei Daimler kann die B-Klasse F-Cell seit einiger Zeit als Dauerfahrzeug gemietet werden, und Toyota hat für September den Mirai auch für Europa vorgesehen. Dritter im Bunde ist dann derzeit noch Hyundai. Der ix35 Fuel Cell kann seit Mai auch von Privatkunden geleast oder gekauft werden.

Die Brennstoffzellenversion unterscheidet sich äußerlich kaum von einem herkömmlichen ix35. Bis auf den Schriftzug „Fuel Cell“ an der Heckklappe sind keine besonderen Merkmale auszumachen. Lediglich die auffällige seitliche Beklebung der Karosserie mit Waben, die auf den alternativen Antrieb hinweisen sollen, hebt die Wasserstoffvariante etwas heraus. Auch innen gibt sich der Zukunftsträger eher bodenständig. Bis auf ein paar zusätzliche Kontrollleuchten – etwa ein aufleuchtendes Fahrzeugsymbol als Signal dafür, dass der Elektromotor betriebsbereit ist – und das für ein E-Auto typische Powermeter an Stelle des Drehzahlmessers finden sich im Interieur ebenfalls kaum Unterschiede. Das Display in der Instrumententafel sendet beim lautlosen Anlassen einen Willkommensgruß und bittet beim „Goodbye“ um einen Moment Geduld („Wait! Powering down.“) bis alle Systeme wieder heruntergefahren sind.

Den Großteil seiner normalen Fahreigenschaften verdankt der ix35 Fuel Cell dem konventionellen Basismodel, den Rest teilt er sich mit allen anderen Elektroautos. Lediglich der Kofferraumboden ist wegen des darunter liegenden Wasserstofftanks etwas höher. Genug Platz für Gepäck bleibt aber immer noch. Spürbare Einschränkungen gibt es während der Fahrt nicht. Die Beschleunigung ist mit 12.5 Sekunden von null auf 100 km/h ausreichend und mit einer bei Tempo 160 abgeregelten Höchstgeschwindigkeit kann man ebenfalls leben. Etliche Autos sind auch nicht schneller.

Knapp 600 Kilometer Reichweite verspricht Hyundai für sein Hydrogen-Auto, dessen Brennstoffzelle durch die Reaktion von Wasser- und Sauerstoff den Strom für den Motor an Bord selbst produziert. Unter Alltagsbedingungen scheinen 400 Kilometer jedoch realistischer, zumal der Tank wegen der Drucküberwachung auch nicht immer bis zur Gänze gefüllt wird. So erreicht der ix35 Fuel Cell annähernd das Niveau eines Benziners und sticht konventionelle Elektroautos diesbezüglich klar aus (von der Minuten- gegenüber stundenlangen Wartezeit für ausreichende Energie zum Weiterfahren einmal ganz abgesehen).

So weit die Theorie. In der Praxis darf eine Wasserstofftankstelle nicht allzu weit entfernt sein. Unser Testwagen war nahe Hannover stationiert. Die nächstgelegene öffentliche Wasserstofftankstelle liegt mehr als 150 Kilometer entfernt in Hamburg. Der im Navigationssystem integrierte Tankstellenfinder nannte uns noch das Technology Center von Volkswagen im niedersächsischen Isenbüttel. Das wären „nur“ 77 Kilometer gewesen. Aber zum einen ist das Gelände nicht öffentlich zugänglich, und zum anderen standen während der Testtage Wartungsarbeiten an. So gaben wir unseren Hyundai dann mit 78 Kilometern angegebener Restreichweite ohne Nachtanken wieder zurück.

Fazit: Mit dem eigenen Kraftwerk an Bord bieten wasserstoffbetankte Elektroautos die Reichweite herkömmlicher Benziner. Sie merzen damit das bisher größte Manko von batteriebetriebenen Fahrzeugen aus. Doch auch diese besondere E-Spezies hat eine Achillesferse – die mangelnde Versorgungsinfrastruktur. So bleibt dieser Schritt vorerst nur die halbe Miete auf dem Weg zu einem Elektroauto, das einem herkömmlichen Kraftfahrzeug gleichgestellt ist. Immerhin können mittlerweile auch Privatpersonen einen ix35 Fuel Cell leasen oder kaufen. Das Modell wird ganz offiziell von Hyundai im Verkaufsprogramm geführt. Das verdient Respekt. Und so wird der ix35 auch nach Einführung des Nachfolgers Tucson im Programm bleiben – als Wasserstofffahrzeug und Bote aus der Zukunft der Elektromobilität.

jri/amp