Ilka Minor – Trotz „Lehrgeld“ im „Dakar-Fieber“

Ilka Minor – Trotz „Lehrgeld“ im „Dakar-Fieber“. Bei ihrem Dakar-Debüt musste Ilka Minor „Lehrgeld“ zahlen –  für die perfektionistische WRC-Copilotin ein ungewohnter Prozess. Doch nach strapaziösen und erfüllten zwölf Tagen landeten Martin Prokop und Ilka als bestes privat eingesetztes Team auf Platz elf.  Die „Königin der Marathonrallyes“ hat es der „Neo-Wüstenfüchsin“ angetan – sofort würde sie wieder antreten…

Die berühmteste Marathonrallye des Planeten, die Rallye Dakar, hat ihre eigenen Gesetze – man kann sich auf diesen zwölftägigen Trip durch südamerikanisches Offroad- und Wüstengelände in Theorie und Praxis auf höchst professionellem Level vorbereiten, nichts davon ersetzt die pure Erfahrung, an diesem Klassiker teilzunehmen. Das musste Dakar-Rookie Ilka Minor bei ihrem Einsatz an der Seite des tschechischen Privatiers Martin Prokop auf zum Teil schmerzhafte, sicher aber für die WRC-Proficopilotin ungewohnte Art und Weise am eigenen Leib erfahren. Denn so viel „Lehrgeld“ musste Österreichs einziger Export in der Rallye-Weltmeisterschaft schon lange nicht mehr zahlen…

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Kurze Zeit nach dem Start in Paraguay gab es Grund zur Besorgnis, ob dieses große Abenteuer allzu lang andauern würde: „Die ersten Schotterprüfungen waren dermaßen schnell, dass der Motor unseres Ford Raptor überhitzte. Wir wussten nicht, ob der Motor dabei etwas abbekommen hat, da wir ziemlich lange mit überhitztem Motor gefahren sind.“  Das Abenteuer konnte aber fortgesetzt werden.

Der „Pokemon Go“-Fehler

Bald schon passierte Ilka jener Fehler, der dem tschechisch-österreichischen Duo eine Strafzeit von einer Stunde einbrachte, womit man aus den Top 10 gespült wurde. Ilka erklärt: „Wir haben einen Wegpunkt verpasst. Wegpunkte sind rein virtuelle Punkte auf dem GPS, das erinnert ein bisschen an das Spiel Pokemon Go.“ Mit dem großen Unterschied, dass das Auffinden der Wegpunkte unbelohnt bleibt, während das Verpassen jedoch schmerzhafte Konsequenzen hat. „Das GPS hat dann gemeldet, dass wir einen Wegpunkt verpasst haben und gefragt, ob wir den überspringen wollen. Ich habe das bejaht, was der große Fehler war – ein Anfängerfehler, denn wir hätten zurückfahren müssen.“

Ilka weiter: „Zunächst hätte ich am liebsten meine Sachen gepackt und wäre heimgeflogen, so sauer war ich auf mich selber! Danach lastete schon eine gewisse Last auf meinen Schultern  – ich habe mir jeden Tag gedacht: ‚Hoffentlich passiert mir heute nicht wieder was!‘ In der WRC ist es von den Gegebenheiten her so, dass der größere Anteil der Fehler, Fahrfehler sind – es war einfach sehr ungewohnt, dass auf einmal du derjenige bist, der die die größere Verantwortung dafür trägt. Ich habe dann aber auch gesehen, dass es Offroad-Proficopiloten gibt, denen ebenfalls passiert und dass diese Fehler dazugehören.“ Ilka muss lachen: „Bei manchen Wegpunkten hast du die skurrile Situation, dass fünf Autos und zehn Bikes umher cruisen, weil sie einen Punkt suchen, den es nur virtuell gibt…“

imr4Nach den Marathontagen musste wegen eines Erdrutsches eine weitere Etappe abgesagt werden: „Ein Teil des Feldes konnte noch die Originalroute fahren, wir kamen nicht mehr dazu. Unsere Leute sagten, dass es 100 Kilometer weiter vorne bereits einen Stau gibt – für diese Ausweichroute, sie war 330 Kilometer lang, benötigte unser Team sechs Stunden, weil die Straße in einem dermaßen schlechten Zustand war. Für uns im Raptor war es nicht weiter tragisch – der nächste Tag musste jedoch abgesagt werden und wir mussten 1.000 Kilometer bis zum nächsten Biwak zurücklegen. Dort angekommen, hatten wir außer unserem Auto nichts. Also haben wir zunächst im Auto geschlafen, später, als der Racetruck ankam, haben wir in dem weiter geschlafen und als schließlich um 3 Uhr morgens das Wohnmobil ankam, konnten wir dort , an unserem gewohnten Platz weiterschlafen. Das war eine anstrengende Nacht.“

Auf sie folgte ein „letzter schwieriger Tag“, wie es Ilka formuliert: „Da gab es eine Prüfung, in der viele, auch viele professionelle Offroad-Beifahrer einen Wegpunkt suchten und dafür viel Zeit benötigten, wir haben dafür 20 Minuten gebraucht. Nach diesem Tag waren die Prüfungen wieder eher so, wie ich sie von der WRC her gewöhnt bin, es gab nicht so viele Offroad-Passagen.“

imr2Respect to the team

Am Ende gab es die große Belohnung, denn Martin Prokop und Ilka Minor konnten die Rallye Dakar auf Platz 11 als bestes privat eingesetztes Team beenden. Ilka sagt: „Es hat menschlich super gepasst, Martin und das gesamte Team waren stets fröhlich und zu Scherzen aufgelegt. Vor diesem kleinen Privatteam kann man ohnehin nur den Hut ziehen – sie haben den Ford Raptor erst im Juli des Vorjahres erhalten und mussten ihn so weit bringen, dass der Wagen eine dermaßen lange Rallye durchhält, und das Auto lief völlig problemlos. Großer Respekt auch an die Mechaniker, die stets nachts zu arbeiten hatten“.

Hand aufs Herz – welche Disziplin gefällt Ilka besser: WRC oder Offroad? Ilka antwortet: „Das kannst du nicht miteinander vergleichen – das ist wie Äpfel und Birnen. Im Offroadsport ist der Teamspirit noch größer, weil du viel mehr Zeit miteinander verbringst. Aber mir gefällt beides sehr gut.“ Und möchte Ilka Minor auch die Dakar 2018 bestreiten? Ilka nickt: „Klar – wenn ich wieder die Möglichkeit bekomme…“

Michael Noir Trawniczek

 

 

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