Jännerrallye 2019 – Julian Wagner deklassierte das übrige Feld

Man kann munkeln und mauscheln, wie man will. Was wäre gewesen, wäre Favorit Hermann Neubauer nicht bereits zu Beginn der Jännerrallye 2019 wegen eines unverschuldeten Unfalls mit einem Privat-Pkw ausgeschieden?

Hätte, wäre, könnte . . . Tatsache ist, ein Selbstläufer wäre der diesjährige Auftakt zur Rallye-Staatsmeisterschaft für den Champion 2016 ganz sicher nicht geworden. Dazu war die Performance, die die Brüder Julian und Simon Wagner an diesen zwei Tagen zeigten, einfach zu beeindruckend! Genauso beeindruckend übrigens, wie die Leistung aller Teams, die sich an eine der wohl schwierigsten Jännerrallyes ihrer 34-jährigen Geschichte heranwagten.

Jede Menge Schnee und schlechteste Sicht

Der Mix aus heftigen Schneefällen, schlechten Sichtverhältnissen, tückischen Verwehungen und glattestem Terrain war gleichsam Schmerz wie Spaß für jeden Piloten, der das Glück hatte, heuer in Freistadt dabei zu sein und im Endeffekt dabei zu bleiben. 19 von insgesamt 51 Startern gelang das nicht, sie wurden von der Jännerrallye 2019 abgeworfen.

Dass Julian Wagner, der heuer zum ersten Mal mit einem Skoda Fabia R5 in der Klasse der stärksten Fahrzeuge mitfährt, am Ende aus der Reihe der besten Piloten Österreichs noch herausragte, war einerseits dem unglaublichen Talent des 23-jährigen Mauthauseners geschuldet, andererseits auch dem BRR-Team von Rekordmeister Raimund Baumschlager, der die Fähigkeiten des jungen Mannes schon länger beobachtet und ihn für die heurige Saison mit einem Skoda Fabia R5 ausgestattet hat. Julians fulminanter Vorsprung von über acht Minuten auf den letztendlich Zweitplatzierten Gerald Rigler bzw über neun Minuten auf den Drittplatzierten Gerhard Aigner lässt sich eigentlich am besten von den drei selbst beantworten:

Das Resume der Fahrer am Podest

Julian Wagner (Skoda Fabia R5): „Hier zu gewinnen, ist einfach nur ein Traum. Ich bin zum ersten Mal in einem Skoda Fabia R5 gesessen. Ich kann mich nur bei allen bedanken, die da mitgeholfen haben, meinen Sponsoren, den unglaublichen Fans entlang der Strecken und ganz speziell bei Raimund Baumschlager, dessen BRR-Team uns ein top-vorbereitetes Auto zur Verfügung gestellt und der mich immer wieder mit den nötigen Tipps versorgt hat.”

Gerald Rigler (Ford Fiesta R5): „Ich wäre eigentlich mit einem Top-5-Platz hochzufrieden gewesen. Aber Platz zwei ist natürlich unglaublich. Wir haben nach anfänglichen Schwierigkeiten super in die Rallye reingefunden. Ohne Fehler ist es nicht gegangen, aber offensichtlich oder zum Glück haben die anderen mehr gemacht als wir. Gratulation an Julian, diese Rallye mit so einem Vorsprung zu gewinnen – Hut ab! ”

Gerhard Aigner (Skoda Fabia R5): „Das war mit Sicherheit die schwierigste Rallye, die ich je bestritten habe, aber es war einfach geil. Julian kann man nur gratulieren, er ist gigantisch gefahren. Über den neuerlichen Podestplatz hier nach Rang zwei im Vorjahr bin ich sehr, sehr happy!”

Während der ehemalige 2WD-Staatsmeister (2017) Julian Wagner mit seiner deutschen Copilotin Anne Katharina Stein also zu Recht über seinen ersten ORM-Sieg jubeln durfte, hatten neben Hermann Neubauer auch andere Hauptdarsteller weniger Glück. Simon Wagner, schon letztes Jahr praktisch als Sieger noch auf der letzten Etappe ausgeschieden, wurde auch heuer von der Technik seines Autos im

Stich gelassen und musste auf dem Weg zu Platz zwei den Skoda Fabia auf SP 13 Bad Zell – Tragwein Aisttal mit einem Elektronikdefekt abstellen. Die 13 freilich wurde auch Vorjahrssieger Johannes Keferböck zum Verhängnis. Der Pregartner verlor nach einem Ausritt in den Schnee über 10 Minuten und damit seine Chance auf einen weiteren Podestplatz. Und Lokalmatador Ernst Haneder musste nach der Unglücksprüfung sogar vollends aufgeben. Und auch der Deutsche Routinier Hermann Gaßner kam hier nicht ins Ziel. Besonders bitter – es war die insgesamt 500. Rallye in der unglaublichen Karriere des Bayern. Schon zuvor musste auf SP 9 in Unterweißenbach der letztjährige Sensations-Vierte Johann Seiberl nach einem Ausritt die Segel streichen.

Umso glücklichere Gesichter sah man hingegen im Lager der Lokalmatadore, die dadurch mit leistungsmäßig schwächeren Boliden zu einem Spitzenplatz bei der Traditionsrallye fuhren. An vorderster Front natürlich ein weiterer Sensationsmann –  Michael Lengauer im Subaru WRX, der bei seiner ersten Jännerrallye überhaupt eigentlich nur ins Ziel kommen wollte und nunmehr über einen nie erwarteten vierten(!) Gesamtrang jubeln durfte („Das war ein unfassbares Erlebnis. Ich hab‘ mich von Anfang an wohl gefühlt und keinen einzigen wirklich schweren Fehler gemacht.“) Martin Fischerlehner im Mitsubishi Evo 6.5 holte noch vor Johannes Keferböck Platz fünf. Und auch diese Spitzenfahrer sprachen angesichts der extremen Bedingungen genauso wie die restlichen Top-ten-Piloten Bernhard Stitz, Mario Traxl und  Günther Königseder von „einer Jännerrallye, so wie man sich eine solche halt vorstellt“!

Weitere Endstände in den anderen Klassen:

2WD-Staatsmeisterschaft: 1. Martin Ritt (Volvo 740 GL), 2. Oliver Apfelthaler (Honda Civic), 3. Marek Stuksa (Tch/Skoda Felicia).

Junioren-Staatsmeisterschaft: 1. Alexander Baumgartner (VW Käfer), 2. Martin Ritt (Volvo 740 GL).

Österreichischer Rallye Cup: 1. Martin Lengauer (Subaru WRX), 2. Martin Fischerlehner (Mitsubishi), 3. Bernhard Stitz (Mitsubishi).

Rallye Cup 2000: 1. Oliver Apfelthaler (Honda), 2. Marek Stuksa (Tch/Skoda Felicia),  2. Enrico Windisch (Citroen CR2).

Historische Rallye-Staatsmeisterschaft: 1. Alexander Baumgartner (VW Käfer), 2. Jiri Petrasek (Tch/Opel Ascona), 3. Richrd Ronay (Fiord Escort).

Historischer Rallye Cup: 1. Günter Königseder (Lancia), 2. Horst Stürmer (Audi Coupe Quattro), 3. Gerhard Fragner (Mazda 323).

Endstand nach 16 Sonderprüfungen:

 

  1. Julian Wagner/Anne Katharina Stein A/D       Skoda Fabia R5             2:39:28,8 Std
  2. Gerald Rigler/Jürgen Heigl   A/A        Ford Fiesta R5                +8:21,1 Min
    3. Gerhard Aigner/ Martin Tomasini              A/A        Skoda Fabia R5              +9:02,3 Min
    4. Michael Lengauer/Andreas Thauerböck   A/A        Subaru WRX                 +14:34,2 Min
    5. Martin Fischerlehner/Cathi Schmidt          A/A        Mitsubishi Evo 6.5         +16:49,0 Min
    6. Johannes Keferböck/Ilka Minor                A/A        Skoda Fabia R5            +17:22,4 Min
    7. Bernhard Stitz/Harald Bachmayer            A/A        Mitsubishi Evo VI          +19:27,8 Min
    8. Mario Traxl/Michael Gallistl                       A/A        Mitsubishi Evo IX          +19:50,0 Min
    9. Martin Desl/Günther Bergsmann              A/A        Skoda Fabia R5            +21:32,3 Min
  3. Günther Königseder/Lukas Holzer A/A        Lancia Delta                  +21:51,7 Min
    11. Horst Stürmer/Rene Zauner                      A/A        Audi Coupe Quattro      +22:47,9 Min
    12. Markus Steinbock/Markus Pötscher         A/A        Hyundai i20 R5             +25:20,7 Min
    13. Roland Gündeseder/Georg Ratzenböck   A/A        Mitsubishi Evo IX         +26:05,7 Min
    14. Martin Kalteis/Markus Zemanek               A/A        Mitsubishi Evo IX          +29:54,9 Min
    15. Robert Zitta/Peter Stemp                          A/A        Subaru WRX                 +32:14,5 Min

Sonderprüfungsbestzeiten: Julian Wagner 13, Simon Wagner 2, eine Prüfung (SP 11) wurde witterungsbedingt aus Sicherheitsgründen neutralisiert

 Die wichtigsten Ausfälle: Hermann Neubauer (Ford Fiesta R5/nach SP 1/Unfall), Martin Rossgatterer (Mitsubishi Evo V/SP )/Off-road), Johann Seiberl (Mitsubishi Evo VI/SP 9/Off-road), Gerald Bachler (Subaru WRX/SP 10/technischer Defekt), Hermann Gaßner (Mitsubishi Evo X/SP 13/technischer Defekt), Simon Wagner (Skoda Fabia R5/SP 13/technischer Defekt), Ernst Haneder (Skoda Fabia R5/nach SP 13/technischer Defekt), Rudolf Fischerlehner (Mitsubishi Evo VII/SP 14/technischer Defekt) Weitere Infos unter www.jaennerrallye.at