Neuer Skoda Superb

Kurzes Gespräch unter Kollegen vor dem neuen Skoda Superb: „Ist das nun eigentlich der schönere Passat?“ Spontane Antwort: „Ja, aber lass das in Wolfsburg niemanden hören.“ Keiner diskutiert hier, ob das Design des Superb tatsächlich gelungen sei oder doch nicht. Es geht in den Gesprächen bei der Präsentation des Neuen nur um seinen Rang auf der nach oben offenen Skala guten Automobildesigns. Hier weht kein laues böhmisches Lüftchen mehr, vielmehr sorgt ein frischer Wind für heftige Turbulenzen.

Der Superb ist für die Leute aus Tschechien ein besonderes Auto – mehr als nur eine neue Generation des größten Skoda, dessen Name in der Skoda-Geschichte erstmals 1935 auftaucht. Für Skoda-Chef Winfried Vahland ist der neue Superb der Beginn einer neuen Ära.

Dieser Superb steht für einen anderen Charakter der Marke. Niemand käme angesichts des aktuellen Superb auf die Idee, die bei dessen Vorgänger nicht abwegig war. Den kaufte man trotz seines unverbindlichen Äußeren, weil er so vernünftig war. Der Nachfolger wird seinen Erfolg auch seinem Aussehen verdanken: die gestreckte Silhouette, die klaren Linien, die messerscharfen Kanten heben ihn in eine andere Liga, hoch zu den selbstbewussten Platzhirschen.

Der Modulare Querbaukasten VWs hat den Skoda-Technikern einen weiteren Schritt nach oben ermöglicht. Im Vergleich zum Vorgänger wuchsen der Radstand um 80 Millimeter und die Breite um 47 Millimeter. Dafür konnte der vordere Überhang um 61 Millimeter schrumpfen. Was nur ein paar Millimeter zu sein scheinen, kann in der Automobilwelt bereits den Sprung in eine höhere Klasse bedeuten. Der Superb vermittelt den Eindruck, dass er sich im Konzern eigentlich mit dem Audi A6 messen möchte und nicht nur mit dem Passat.

Der Innenraum folgt den Vorgaben des Äußeren. Auch er zielt auf die sachliche Moderne und vermeidet jeden Anflug von Guter Stube. Natürlich heben sich die vier Ausstattungsstufen von einander ab. Aber allen gemein ist ein Ambiente, das neben hoher Funktionalität und selbst erklärender Bedienung auch hochwertige Materialien bis hin zum Luxus-Flair bietet.

Wenn auch beim Superb zunächst das Design zu dem entscheidenden Thema zu werden scheint, sollte das nicht den Blick auf die anderen Veränderungen verbauen. Der Superb wiegt rund 75 Kilogramm weniger als sein Vorgänger bei einer um mehr als zehn Prozent vergrößerten Steifigkeit der Karosserie. Zusammen mit den modernen Motoren und Getrieben ergibt sich nun ein bis zu 30 Prozent niedrigerer Verbrauch bei einer gleichzeitig um fast 20 Prozent gewachsenen Motorleistung. Jeder der fünf Benziner und drei Diesel ist ein Euro6-Motor, einige werden auch mit der Zylinderabschaltung angeboten, die bis zu einem halben Liter Kraftstoff pro 100 Kilometer sparen kann.

Vier Motoren des Motorenangebots werden auch mit Allradantrieb kombinierbar sein. Das gilt sicher nicht für den Sparmeister unter den Superb. Für das Modell Dreamline gibt Skoda einen Durchschnittsverbrauch von 3.7 Liter an. Das Regal in Wolfsburg hat eben auch hier Passendes zu bieten, nämlich die komplette Palette mit einem Leistungsspektrum von 120 PS bis 280 PS. Wir begaben uns mit dem 190 PS-Diesel auf Tour über Land- und Schnellstraßen und hatten nach mehr als 100 Kilometern mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 67 km/h einen Verbrauch von 5.1 Litern auf dem Display.

Das Flaggschiff der Tschechen bedient sich beim Konzern auch bei den Systemen für Komfort, Sicherheit und Konnektivität. So hat der Neue als erster Superb nun auch ein adaptives Fahrwerksystem. Der Fahrer kann zwischen fünf Fahrmodi auswählen: Eco, Komfort, Normal, Dynamisch und Individual. Die Spanne reicht von amerikanisch weich, was auf dem oft schlechten Straßen der Toskana unangenehm werden kann bis zu deutlich härter arbeitenden Dämpfern mit unvermeidlicher, aber noch akzeptabler Komforteinbuße. Nicht nur das Fahrwerk selbst verhält sich spürbar entsprechend der gewählten Einstellung, auch Lenkung und Doppelkupplungsgetriebe zeigen einen anderen Charakter.

Ebenfalls an Bord sind serienmäßig das ESP mit Multi-Kollisions-Bremse und City-Notbremsfunktion sowie die elektronische, auf die Bremse wirkende Differenzialsperre XDS+ und eine Müdigkeitserkennung. Gegen Aufpreis lässt sich der Superb auch bei den Assistenzsystemen in eine höhere Klasse aufwerten. Zur Wahl stehen unter anderem die adaptive Geschwindigkeitsanpassung mit Staufunktion, ein Alarmsystem, das beim Ausparken den Querverkehr im Blick hat, ein aktives Spursystem und ein intelligentes Lichtsystem, das den vorausfahrenden entgegenkommenden Verkehr ausblendet, so dass das Fernlicht immer eingeschaltet bleiben kann. Natürlich lässt sich Skoda auch bei der Connectivity nicht lumpen. Nur die Top-Marken des Konzerns bieten mehr.

Der Skoda Superb erklärt sich in vielen seinen Eigenschaften mit dem Querbaukasten und dem Wolfsburger Regal und deren Kostenvorteilen. Angesichts des Gesamtpakets, das die Tschechen mit dem Superb auf die Räder gestellt haben, sollte uns von der beschreibenden Zukunft dennoch das schlechte Gewissen ereilen. Denn die Baukästen sind nicht alles. Das Produkt entsteht in den Marketing-, Entwicklungs-, und Designbereichen eines Unternehmens. Und die haben nun in Tschechien für die Marke Skoda ein neues Anspruchsniveau eröffnet.

Peter Schwerdtmann/amp

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