ÖAMTC-Sommerreifentest: 50 Reifen unter der Lupe

Gleich 50 Reifen waren beim heurigen ÖAMTC-Sommerreifentest genau unter der Lupe. Denn seit 50 Jahren führen der ÖAMTC und seine Partnerclubs Reifentests durch. Anlässlich des runden Jubiläums hat der Club 50 Reifen der Dimension 205/55 R16 geprüft. Eine Dimension, die vor allem in der unteren Mittelklasse verbreitet sind.

Gleichzeitig hat man die Bewertungskriterien ab jetzt neu aufgestellt. Eine neue Zwei-Säulen-Bewertung berücksichtigt den Umweltaspekt stärker. Der macht nun 30 Prozent der Gesamtwertung aus. Damit halten auch Nachhaltigkeitskriterien Einzug in die Standardbewertung des Reifentests. 70 Prozent der Wertung gelten der Fahrsicherheit. Das Gesamtrgebnis: Zehn Reifen schneiden „gut“ ab, 21 „befriedigend“, zwölf mit „genügend“ und sieben erhalten ein „nicht genügend“.

Umweltaspekte

Bei der „Umweltbilanz“ finden sich einerseits bekannte Kriterien wie die prognostizierte Laufleistung, der Kraftstoffverbrauch oder auch das Geräusch. Neu sind hier Kriterien wie der Abrieb und das Gewicht eines Reifens sowie das Kriterium Nachhaltigkeit. Letzteres befasst sich mit den Produktionsstätten und den dazugehörigen Zertifikaten. Aber auch mit dem Reifen selbst. Etwa, ob es sich um einen Neu- oder runderneuerten Reifen handelt. Und ob am Reifen Produktionsrückstände vorhanden sind, die auf den ersten Kilometern unkontrolliert und unnötig in die Umwelt gelangen. Außerdem hat man im Rahmen des Tests eine Schadstoffanalyse aller 50 Testprodukte bezüglich Nitrosamine und PAK (Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe) durchgeführt. Ergebnis: In keinem Reifen wurden Schadstoffe entdeckt.

50 Reifen unter der Lupe des ÖAMTC-Sommerreifentest – Die Umweltwertung

In der Umweltwertung schneidet der Michelin e.Primacy als einziger „sehr gut“ ab. Mit einer voraussichtlichen Reichweite von 71.500 km. Leider bringt das gleichzeitig nur „genügende“ Werte bei der Fahrsicherheit (Nässe) mit sich. Der bessere Allrounder ist hier der Primacy 4+, ebenfalls von Michelin. Er schneidet in der Umweltbilanz „gut“ ab – aber gleichzeitig auch bei der Fahrsicherheit. Positiv fallen hier auch der Goodyear Efficient Grip Performance 2 und der Continental UltraContact auf. Der „DoubleCoin DC99″ schneidet in der Umweltbilanz ebenfalls gut ab, aufgrund der schlechten Werte bei der Fahrsicherheit gibt es am Ende allerdings ein „nicht genügend“.

Fahrsicherheit – Große Unterschiede bei Nässe

Bei Trockenbremsungen aus 80 km/h bis zum Stillstand lagen zwischen dem besten und dem schlechtesten Reifen bemerkenswerte sieben Meter Unterschied. Dramatischer fielen die Werte bei Nässe aus. Zwischen dem besten und schlechtesten Reifen bei Nässe lagen erschreckende 25 Meter Bremsweg. Das bedeutet, wenn das erste Fahrzeug mit den Continental PremiumContact 6 zum Stehen kommt, würde ein Fahrzeug dahinter auf den DoubleCoin DC99 noch mit rund 52 km/h aufprallen. Das sind Geschwindigkeiten vergleichbar mit einem EuroNCAP-Crashtest. Tendenziell sind viele der schlechtesten Reifen bei Nässe – Billigreifen.

Die besten Werte in Sachen Fahrsicherheit erzielten der Continental PremiumContact 6 und der Nokian Tyres Wetproof. Alle sieben mit „nicht genügend“ bewerteten Reifen fielen aufgrund der Nassbremsung durch.

Resümee nach dem ÖAMTC-Sommerreifentest mit 50 Reifen unter der Lupe

ÖAMTC-Reifenexperte Steffan Kerbl resümiert: „Den perfekten Reifen gibt es nicht – aber viele gute und ‚befriedigende‘. Bei der Auswahl hilft unsere Test-Tabelle. Aufgeschlüsselt nach Fahrsicherheit und Umweltaspekten findet hier jeder etwas. Entscheidend ist das persönliche Fahrprofil. Der Preis sollte im Sinne der Sicherheit zweitrangig sein. Ein deutlich kürzerer Bremsweg kann im Ernstfall entscheiden, ob es kracht oder nicht.“

Alle Ergebnisse unter www.oeamtc.at/tests