ÖAMTC-Test – Lkw-Notbremsassistenten sind Lebensretter

ÖAMTC-Test – Lkw-Notbremsassistenten sind Lebensretter. Zwischen 2012 und 2015 waren zwar nur an drei Prozent der Verkehrsunfälle mit Personenschaden in Österreich Lkw beteiligt, aber rund 13 Prozent aller Verkehrstoten waren dabei zu beklagen (Quelle: Statistik Austria). „Ist also ein Lkw in einen Unfall verwickelt, sind die Folgen in der Regel schwerwiegender und die Leidtragenden sind meistens Pkw-Insassen, Radfahrer oder Fußgänger“, erklärt ÖAMTC-Unfallforscher Felix Etl. Rund ein Viertel dieser Unfälle sind Auffahrunfälle und genau hier können moderne Notbremsassistenten das Schlimmste verhindern. Deshalb ist der Notbremsassistent seit November 2015 Pflicht für jeden Lkw, der neu zugelassen wird. „Wir begrüßen die Initiative des Gesetzgebers, sind aber der Meinung, dass die definierten Mindeststandards angehoben werden müssen. Die Technik kann schon viel mehr, als aktuell vorgeschrieben ist“, so Etl. Auch die Tatsache, dass der Assistent vom Fahrer deaktiviert werden kann, ist für den ÖAMTC ein Sicherheitsrisiko.

Untersucht wurden drei Modelle der Hersteller Volvo, MAN und Mercedes. Es zeigte sich, dass alle getesteten Notbremsassistenten Auffahrunfälle aus einer Geschwindigkeit von 80 km/h verhindern. Gesetzlich vorgeschrieben ist aber nur, dass Systeme das Tempo auf ein stehendes Fahrzeug um mindestens 20 km/h senken können, sowie auf langsamer vorausfahrende Fahrzeuge bis maximal 70 km/h reduzieren müssen. „Durch strengere Bestimmungen könnte ein positiver Beitrag zur Erhöhung der Verkehrssicherheit geleistet werden“, so der ÖAMTC-Unfallforscher.

Fahrer schalten Assistenten ab und erhöhen damit das Unfallrisiko

„Ein Problem, das wir in unseren Schulungen erkennen ist, dass Fahrer aufgrund mangelnder Information ihre Assistenzsysteme abschalten“, erzählt Gerhard Blümel, Leiter der Berufsfahrerakademie. Die Erklärung, dass dieses System ausgeschaltet werden kann, ist in einem Beschluss aus dem Jahr 2014 zu finden. Dieser erlaubt Systeme, mit denen ein Fahrzeug autonom fährt nur dann, wenn sie jederzeit vom Fahrer übersteuert oder ausgeschaltet werden können. „Auch wenn der Notbremsassistent aktiviert ist, kann der Fahrer durch Lenken, Gas geben oder Blinken jederzeit eingreifen und behält die Kontrolle über sein Fahrzeug. Deshalb sollte es nicht mehr die Möglichkeit geben, das System zu deaktivieren“, fordert der Leiter der Berufsfahrerakademie.

Voraussetzungen für wirksame Lkw-Notbremsassistenten

Damit Lkw-Notbremsassistenten ihr volles Potential zur Erhöhung der Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer ausschöpfen können, empfiehlt der ÖAMTC, über die oben genannten Forderungen hinaus folgende Punkte zu beachten:

  • Auch Pkw sollten mit Notbremsassistenten ausgestattet sein, um Auffahrunfälle auf zu verhindern. „Wenn  Beispielsweise ein Lkw-Notbremsassistent eingreift, wird die Geschwindigkeit enorm schnell reduziert“, erklärt Blümel. Ist der Abstand eines nachfahrenden Pkw zu gering oder der Lenker kurz unaufmerksam, ist ein Aufprall schwer zu vermeiden. In diesem Zusammenhang spricht sich Blümel auch für eine Optimierung des Unterfahrschutzes bei Lkw aus.
  • Der ÖAMTC appelliert an Flottenbetreiber, bei der Anschaffung von Fahrzeugen nicht bei den Sicherheitssystemen zu sparen. Dieser Test hat gezeigt, dass die Systeme schon viel mehr können, als vom Gesetzgeber vorgeschrieben wird. Mit der Wahl besserer Assistenten entscheidet man sich für mehr Sicherheit für Menschen, Fahrzeuge und Fracht.
  • Der richtige Umgang mit den Systemen erfordert auch entsprechende Informationen und Schulungen für Lenker und Unternehmer. Aufgrund des raschen technologischen Fortschritts sollte man sich regelmäßig fortbilden.
  • Um eventuellen Fehlauslösungen vorzubeugen, sind die Systeme mit einer Sicherheitsabschaltung versehen. So wird nach dreimaliger  Aktivierung des Notbremsassistenten das System abgeschaltet. Von Hersteller zu Hersteller sind dabei unterschiedliche Ansätze zu finden. Der ÖAMTC spricht sich hier für eine einheitliche und praxisnahe Lösung aus.