Rollende Trutzburg – Die neue Panzerlimousine des US-Präsidenten

Rollende Trutzburg – Die neue Panzerlimousine des US-Präsidenten. Der mächtigste Mann der Welt ist mit dem am besten geschützten Auto auf der Welt unterwegs. Der Cadillac Number One trägt intern nur die Bezeichnung „The Beast“. Anläßlich der Inauguration von Donald Trump soll auch ein neues Biest vorgestellt werden.

Die Number Ones des US-Präsidenten

Egal wer das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika bekleidet, er ist die am meisten gefährdete und am besten geschützte Person der Welt. Da dies nicht nur bei exterritorialen Veranstaltungen oder internationalen Konferenzen gilt, hat das amerikanische Staatsoberhaupt für die Strecken, die nicht mit seinen beiden Flugzeugen Air Force One oder einem der gepanzerten Hubschrauber Marine One zurückgelegt werden können, ein gepanzertes Fahrzeug, das weltweit seinesgleichen sucht.

1947 Cadillac Fleetwood Series75 Limo
1947 Cadillac Fleetwood Series75 Limo

Seit vielen Jahren stellt eine Spezialabteilung aus dem Hause General Motors dem US-Präsidenten bzw. dem Secret Service mehrere schwer gepanzerte Cadillac zur Verfügung, der den Namen „The Beast“ tragen. In den letzten zwei Jahren arbeitete General Motors an einer neuen Staatslimousine, die offiziell die Bezeichnung Cadillac Presidential Limousine trägt.

1959 Cadillac Fleetwood75
1959 Cadillac Fleetwood75

Amtsvorgänger Barack Obama setzte seit Anfang 2009 auf eine schwer gepanzerte Limousine, die dem Design nach dem damaligen Luxusmodell Cadillac STS entsprach. Technisch hatte die umgangssprachlich „The Beast“ getaufte Präsidentenlimousine mit dem Cadillac STS jedoch kaum mehr als die Leuchteneinheiten und den Kühlergrill gemein.

Bis 2009 war George W. Bush entweder in einem schwer gepanzerten Chevrolet Tahoe oder einem Cadillac DTS unterwegs. Beiden Modellen war gemein, dass es sich um ein mobiles Refugium handelte, das ihn vor Angriffen jeglicher Art von außen schützt. „Wir sind stolz, dass der US-Präsident mit einer Staatslimousine aus unserem Hause unterwegs ist“, so Mark McNabb, Vice President von Cadillac Nordamerika, bei der Übergabe der letzten Präsidentenlimousine im Januar 2014, „Details zu dem Fahrzeug können wir aus Sicherheitsgründen nicht verraten.“

Gepanzerte Langversion des Cadillac DTS
Gepanzerte Langversion des Cadillac DTS

Geschützt und vernetzt

Wenn sich Donald Trump unweit des Capitols der amerikanischen Bevölkerung als 45. Präsident der Vereinigten Staaten präsentiert, dann soll ihn eine neue Staatslimousine schützen. Diese orientiert sich optisch am Vorgänger, der visuelle Gene des ausgelaufenen STS in sich trug. Nur von außen sieht auch die neue Staatslimousine aus dem Hause General Motors aus wie eine leicht modifizierte Luxuslimousine nordamerikanischer Bauart.

1984 Cadillac Fleetwood SeventyFive Presidental Limo
1984 Cadillac Fleetwood SeventyFive Presidental Limo

Unter der schwer gepanzerten Karosse, die aus bis zu vier Zentimeter dickem Stahl besteht, befindet sich ein hochfester Rahmen, der mehr an einen Pick Up als an eine Luxuslimousine erinnert. Der Unterboden der amerikanischen Präsidentenlimousine ist antimagnetisch, um die Gefahr von Haftminen zu minimieren. Angriffe mit ummantelten Spezialgeschossen oder Handgranaten prallen am Cadillac Number One, von dem zahlreiche Fahrzeuge gleicher Bauart existieren, einfach ab. Störsender in den Begleitfahrzeugen sorgen dafür, dass es kaum möglich ist, eine Bombe in Fahrzeugnähe per Funk zu zünden.

Unter der ebenfalls üppig gepanzerten Motorhaube arbeitet ein mächtiger V8-Motor mit mehr als 600 PS. Trotzdem schafft die Präsidentenlimousine kaum mehr als 120 km/h. Die schusssicheren Reifen mit schwerem Gummiring und ein Gewicht von mehr als sechs Tonnen machen das Schnellfahren unmöglich. Dafür verfügt der Panzerwagen über einen Kriechgang für Paraden mit besonders langsamer Fahrt.

1996 Cadillac Presidentail Limousine von Bill Clinton
1996 Cadillac Presidentail Limousine von Bill Clinton

Eigene Sauerstoffversorgung

Neben Stahl ist die dunkle Karosserie ähnlich wie die deutschen Staatslimousinen vom Typ BMW 760i, Audi A8 und Mercedes S 600 Guard mit Platten und Matten aus Kevlar, Karbon und anderen hochfesten Kunstfasern verkleidet. So können weder Kugeln noch Bombensplitter ins Innere des Fahrzeugs gelangen. Für Giftgasangriffe hat „The Beast“ eine eigene Sauerstoffversorgung, die selbst eine Stunde unter Wasser dafür sorgt, dass den Insassen nicht die Luft ausgeht. Für besondere Gefahrensituationen können die Türen abgesprengt werden.

Neben der über zehn Zentimeter dicken Sicherheitsverglasung werden die Insassen durch Spezialplatten an Dach, Unterboden, Türen und Säulen gegen Angriffe von außen geschützt. An Bord gibt es eine komplette Kommunikationseinheit und jederzeit Zugriff auf einen Satelliten, der über dem Präsidenten für perfekte Kommunikationen sorgt. Für weitere Sicherheit sorgt ein Stab von Begleitfahrzeugen, der die sicherste Limousine der Welt noch sicherer macht. An Bord: die Leibgarde des Präsidenten vom Secret Service.

2009 Cadillac Presidental Limousine
2009 Cadillac Presidental Limousine

Ist der US-Präsident im In- oder Ausland unterwegs, werden zumeist zwei bis drei identische Panzerfahrzeuge in C-17-Transportflugzeugen vorgeflogen und vor Ort für den Transport der hoch sensiblen Personenfracht eingesetzt. Die jeweilige Präsidentenkolonne umfasst mehr als 40 Fahrzeuge.

Einst waren die Fahrzeuge des amerikanischen Präsidenten Prachtkarossen, bei denen sich das Dach öffnen ließ, um ihm einen möglichst engen Kontakt zu den jubelnden Massen zu ermöglichen. Nachdem John F. Kennedy im November 1963 in einem offenen Lincoln erschossen wurde, stiegen die nachfolgenden Präsidenten auf gepanzerte Fahrzeuge um.

Nachdem die US-Präsidenten lang mit Fahrzeugen des Ford-Edelablegers Lincolns unterwegs waren, wechselte Ronald Reagan in den 80er Jahren auf eine Cadillac Fleetwood Seventy Five Presidential Limousine, nachdem auch er lange Jahre in einem schwer gepanzerten Lincoln unterwegs war. Bleibt abzuwarten, wie sich Donald Trump mit der neuen Staatslimousine anfreunden kann. Das Weiße Haus ist ihm und seiner Frau nicht luxuriös genug. Das wird beim neuen Biest kaum anders sein.

sg/ap