Seat Leon Cupra 300 ST – Cup der guten Hoffnung

Seat Leon Cupra 300 ST – Cup der guten Hoffnung. Es zählt zu deren besonderem Charakter, dass die Nachfolger des Original-GTI sich nicht in den Vordergrund drängen: Sie prahlen nicht, sie protzen nicht und der Fachmann erkennt sie doch. Das gilt auch für den Seat Leon Cupra 300. Der erweist sich in diesem Sinn als echter Enkel des norddeutschen Ur-GTI, obwohl er aus Spanien stammt, von der Marke, die einst im Konzern für echt südländische „Emocion“ zuständig sein sollte. Der Kenner weiß, dass die wenigen Dienstgradabzeichen auf dem Blech beim Cupra nicht zu den Showeffekten zählen, sondern für echte Leistung sprechen: genau gesagt für 300 PS.

Seat Leon 300 Cupra ST

Und nun das: Aus dem Appendix „Cupra“ wird die Performance-Marke von Seat, wie AMG bei Mercedes-Benz, nur eine Nummer kleiner. Bei Licht besehen passt der Name zum Marketingplan, denn bei ihm handelt es sich um eine Zusammenziehung der beiden englischen Wort „Cup“ und „Racer“. Der Leon verfügt über vier Cupholder, „Cup“ steht somit auch für den Pokal, den man bei Wettfahrten erringen kann.

Seat Leon 300 Cupra ST

Die 19-Zöller mit dem extrem flachen 35-er Querschnitt zeigen schon im Stand dem Betrachter, was das Fahrwerkpaket „Cupra“ aus elektronisch gesteuerten Stoßdämpfern, adaptiver Fahrwerksregelung, mechanischer Differenzialsperre an den Vorderrädern, Progressivlenkung, der Fahrprofilauswahl mit fünf Stufen und Allradantrieb in den Kurven an Agilität und Kurvengeschwindigkeit tatsächlich aufzubringen vermag.

Seat Leon 300 Cupra ST

Die Lenkung greift willig, präzise und – im Gegensatz zum Ur-GTI – ohne Untersteuern zu. Das Fahrwerk mit seiner automatischen Anpassung an die Straßenverhältnisse stellt über alle Beläge das Gefühl her, stramm und sportlich zu arbeiten, ohne die Insassen mit Hektik oder Härte aus der Ruhe bringen zu wollen. Die Sportsitze „Cupra“ geben guten Seitenhalt auf eine bequeme Weise und unterstreichen mit der Lederoptik, dass sie in die Zeit passen.

Seat Leon 300 Cupra ST

An Fahrer-Assistenzsystemen hat der Leon das an Bord, was der Konzern der Golf-Klasse zugedacht hat: vom Abstandregeltempomat mit Stauassistent, dem Umfeldbeobachtungs-System Front Assist samt Notbrems-Assistent und Fußgängerschutz, Verkehrszeichen-Erkennung bis hin zur LED-Technik auch in den Scheinwerfern. Innen fehlt das Karo des Ur-GTI. Das wird seinen Verwandten mit dem VW-Zeichen vorbehalten. Dafür schmückt der Seat sich mit einem sportlich-eleganten, schwarz gehaltenen Ambiente, das – zum Beispiel mit den Türverkleidungen in Wildleder-Optik – um einen Hauch von Luxus buhlt. Klavierlack und Chromumrandungen setzen dazu passende Akzente: der kleine, schnelle Stilvolle aus Spanien mit der großen Alu-Pedalerie.

Außen wird der zurückhaltende Charakter eher sichtbar: keine roten Rundum-Keder, nur rote Bremssättel in den 19-Zoll-Rädern, größere Kühllufteinlässe vorne, exklusive Front- und Heckstoßfänger, ein bisschen Schwarz an B- und C-Säule, zwei verchromte Auspuffendrohre links und rechts – das war’s.

Seat Leon 300 Cupra ST

Weniger zurückhaltend agiert der Motor, jedenfalls dann, wenn seine 300 PS gefordert werden. Dann greift er zu und teilt das den Insassen auch laut knurrend mit. Sonst schnurrt der Vierzylinder-Turbo eigentlich eher und fällt dadurch auf, dass er zwar schnell, aber immer sensibel auf Bewegungen des Fahrpedals reagiert. Dazu passt das Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe, dass den Fahrer nicht bei scharfer Gangart mit einem Schaltruck zur Unzeit verblüfft und sich sonst mit schnellen, aber sanften Schaltungen angenehm im Hintergrund hält. Wer das so will, kann den Cupra in 6,4 Sekunden auf 100 km/h beschleunigen und die Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h ausfahren. Der kann allerdings nicht ernsthaft davon ausgehen, dass er mit seinen Verbrauchswerten in die Nähe des NEFZ-ermittelten Durchschnittsverbrauchs von 6,9 Litern auf 100 km kommt.

Seat Leon 300 Cupra ST

Wer das Maximum erleben will, sollte dafür auf die Rennstrecke gehen. Dort kann er das ESP in zwei Stufen runterfahren, voll drauftreten und so die Grenzen der Physik am eigenen Leibe erleben. Dann wird der Verbrauch gut zweistellig. Aber nach ein paar Runden, zieht – jedenfalls bei uns – das Gefühl ein, mit dem Seat Leon Cupra das falsche Umfeld ausgewählt zu haben. Der kann zwar beeindruckend Kurven räubern, aber seine Welt ist nicht der Rundkurs, sondern der Alltag, in dem sein Fahrer alle Chancen fürs schnelle Fortkommen nutzt, wenn sie sich bieten. Ein Cupra-Fahrer kämpft um den Cup der guten Hoffnung, die nächste Kurve möge seine sein.

sm/amp

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