Unfälle mit Elektroautos – So sieht die Brandbekämpfung aus

Elektroautos boomen. Und ADAC und ÖAMTC Crashtests haben bewiesen: Die meisten davon sind auch sicher. Darüber hinaus ist das Risiko eines Fahrzeugbrands bei E-Autos nicht höher als bei herkömmlichen Fahrzeugen. Doch kommt es zu einem Unfall, gibt es in puncto Brandbekämpfung ein paar Unterschiede.

Knapp 1.812 Einsätze täglich und knapp 661.500 im gesamten Jahr in ganz Österreich – die ÖAMTC-Pannenhilfe hatte 2022 alle Hände voll zu tun. Die Zahl der Einsätze ist damit im Vergleich zu 2021 zwar leicht zurückgegangen, dennoch gab es erneut besonders intensive Zeiten für die Fachkräfte: Die meisten Einsätze fielen in den Dezember, auf Platz zwei und drei folgten die Hitzemonate August und Juli. Die häufigste Pannenursache dabei: leere oder schwache Batterien. Fast ein Drittel aller Einsätze bezogen sich auf dieses Manko. Daneben machten des Öfteren die Reifen, der Starter oder die Lichtmaschine Probleme. Vieles davon konnte vor Ort behoben werden, manchmal brauchte es aber auch den Abschleppwagen. Doch nicht immer geht alles so glimpflich aus – so gab es 2022 laut der Verkehrsstatistik des Bundesministeriums für Inneres auch 369 Verkehrstote auf Österreichs Straßen. Zu den Hauptursachen zählten Ablenkung, nicht angepasste Fahrgeschwindigkeit und Vorrangsverletzungen. Und da auch immer mehr Menschen mit E-Autos unterwegs sind, steigen auch die Unfälle damit. Grundsätzlich lässt sich feststellen: Die meisten Elektrofahrzeuge erfüllen laut Tests gängige Sicherheitsstandards, nur bei vereinzelten Modellen gibt es diesbezüglich Nachholbedarf. Und auch das Risiko eines Fahrzeugbrandes ist bei E-Autos nicht höher als bei herkömmlichen Fahrzeugen. Doch die Brandbekämpfung gestaltet sich etwas herausfordernder.

Löschen dauert länger und verbraucht mehr Ressourcen

Brandbekämpfung bei Elektrofahrzeugen

An Bilder von brennenden Benzin- oder Dieselfahrzeugen haben wir uns in den vergangenen Jahren gewöhnt – an solche eines in Flammen stehenden E-Autos hingegen noch nicht. Deshalb sorgt ein solches Szenario oft für mehr Aufsehen – insbesondere dann, wenn dabei die Hochvoltbatterie brennt. Der Grund? Es dauert länger, diese zu löschen. Und auch das Löschmittel spielt dabei eine Rolle: Brennendem Treibstoff entziehen Einsatzkräfte meist durch Löschschaum den notwenigen Sauerstoff. Das lässt sich aber nicht 1:1 auf Lithium-Ionen-Akkus ummünzen, denn dabei reicht es nicht, die sichtbaren Flammen zu ersticken. Wer ein E-Auto löschen will, greift daher zu Wasser. Viel Wasser. Warum das so ist? Bei einem Feuer wird die Energie vor allem im Inneren des Akkus freigesetzt. Dort springt der Brand sodann von einer Teilzelle zur nächsten und kreiert eine Art Dominoeffekt. Um diese Kettenreaktion zu unterbinden und den Akku zu löschen, hilft nur kühlen. Und hierfür braucht es in der Regel mehr Wasser als bei einem gewöhnlichen Auto. Gelegentlich werden auch Löschmittelzusätze, sogenannte Netzmittel, eingesetzt. Weil Wasser und Löschmittel aber nur geringfügig ins Batteriegehäuse eindringen, dauert das Löschen eines E-Fahrzeuges länger.

Löschsysteme für Hochvolt-Batterien

Die aktuelle, noch nicht zufriedenstellende Situation ruft weitere Tüftler auf den Plan. So wurden mittlerweile auch innovative Akkulöschsysteme speziell für E-Autos konzipiert. Pneumatisch angetrieben, ist so ein Löschsystem je nach Einsatzlage in unter einer Minute am Fahrzeug positioniert, dringt rasch in das Akkugehäuse ein und befördert das Löschwasser sodann ins Innere. Damit können Batteriemodule bzw. Zellen innerhalb der Module rasch gekühlt werden. Die Kettenreaktion wird gestoppt. Und das alles kann aus sicherer Entfernung ausgelöst werden. So können Einsatzkräfte den Gefahrenort wieder schneller verlassen und auch die Ausbreitung von Rauchgas wird reduziert.

Löschdecken sollen das Ausbreiten der Flammen verhindern

Die Zahl der E-Autos auf Österreichs Straßen nimmt zu. Erprobt werden daher auch Löschdecken, die ein brennendes Fahrzeug zur Gänze abdecken können und extrem hitzebeständig sind – sie halten 1000 bis 1300 Grad stand. Bisherige Tests haben ergeben, dass sich dadurch die Brandentwicklung tatsächlich erheblich verzögert, wodurch der Feuerwehr ein größerer Handlungsspielraum gewährt wird. Ebenso kann damit das Ausbreiten des Feuers auf weitere Fahrzeuge oder Objekte, die sich in unmittelbarer Nähe befinden, verhindert werden. Ein weiterer Vorteil: Damit kann auch der Abtransport eines abgelöschten E-Autos gesichert werden.

Brandleistung nimmt deutlich zu 

Es tut sich also vieles in diesem Bereich und das Ende der Fahnenstange ist noch lange nicht erreicht. Es lässt sich allerdings auch feststellen: Nicht nur E-Autos entwickeln eine enorme Brandleistung, beginnt ihr Akku zu brennen, sondern generell ist bei Autobränden heutzutage mit weitaus mehr Hitze und Flammen zu rechnen. Das hat mit der Tatsache zu tun, dass in den letzten Jahren immer mehr brennbare Stoffe in den Fahrzeugen verbaut wurden und werden. Ganz egal, ob es sich dabei um die Dämmung, Reifen, Kunststoff-Verkleidungen oder Polster handelt.                                           Fotos: Unsplash