Verbrenner-Verbot 2035 zu kurz gedacht

Vertreter österreichischer Mobilitätsklubs bezeichneten das Verbrenner-Verbot der EU ab 2035 als zu kurz gedacht. Ab 2035 sollen in der EU nur noch Neuwagen verkauft werden, die im Betrieb keine Treibhausgase ausstoßen. De facto also ein Verbot für Verbrennungsmotoren. „Aus unserer Sicht ist das Verbrenner-Verbot ab 2035 zu kurz gedacht“, so Bernhard Wiesinger, Leiter der ÖAMTC-Interessenvertretung. „Daher gehen wir davon aus, dass sie 2026 nach einer neuerlichen Überprüfung zu revidieren ist. Denn bis dahin wird offensichtlich sein, dass das alleinige Setzen auf die E-Mobilität nicht ausreicht, um die Klimaziele zu erreichen.“

Dabei wäre dann auch noch einmal über die Emissionen zu diskutieren, die nicht nur bei der Produktion und Entsorgung von Elektroautos anfallen. Sondern auch während der relativ kurzen Lebensdauer von E-Mobilen. Denn bei der Produktion des Stroms, um sie zu betreiben, fallen in vielen europäischen Staaten hohe CO2-Emissionen an.

Das von der EU de facto beschlossene Verbrennerverbot ist zu kurz gedacht.

2,5 Mio. E-Autos bis 2030 unrealistisch

Der Hintergrund für die Bedenken des Clubs: In Österreich entfallen laut Untersuchungen des Verkehrsministeriums rund 70 Prozent der Personenkilometer auf den motorisierten Individualverkehr. 20 Prozent auf öffentliche Verkehrsmittel, der Rest auf aktive Mobilität (zu Fuß, Rad). Will man die Klimaziele 2030 nur mit E-Mobilität erreichen, müssten bis dahin allein in Österreich an die 2,5 Millionen Elektroautos zugelassen sein. Das geht sich nicht einmal aus, wenn ab sofort alle Neuzulassungen in Österreich E-Autos wären. Erreicht man diese Zahl nicht, bleibt der Politik zur Erreichung der Klimaziele nichts anderes übrig, als Autos mit Verbrennungsmotor so weit zu verteuern, dass realistischerweise bis zu ein Drittel den Pkw stehen lassen muss. „Es ist aber auch illusorisch anzunehmen, dass der öffentliche Verkehr für all diese Menschen Ersatz bieten kann. Dazu wäre eine Verdoppelung der Öffi-Kapazitäten notwendig. Das ist bis 2030 schlicht nicht zu schaffen“, stellt Wiesinger klar.

Klimaziele nur mit E-Mobilität und nachhaltigen Kraftstoffen

Ist der Verbrennungsmotor ab 2035 tatsächlich verboten, sind die Klimaziele nur zu erreichen, wenn die Mobilität eingeschränkt wird. Wiesinger: „Das betrifft vor allem Menschen, die sich kein E-Auto leisten können und die keine Aussicht auf ausreichende Öffi-Angebote haben. Nur wenn wir über nachhaltige Kraftstoffe auch in der Bestandsflotte sofort effektiv CO2 einsparen, haben wir eine Chance, die Klimaziele einzuhalten. Und auch die Mobilität der Menschen zu vertretbaren Kosten zu erhalten.“

Woanders rudert man zurück

Während Europa das Verbot des klassischen Antriebs weiterhin offensiv betreibt, hat China die strikte Festlegung auf die E-Mobilität aufgegeben. Dort setzen Politik und Industrie inzwischen auch wieder auf neue, saubere Verbrennungsmotoren. Und in Nordamerika hat die Debatte um die von Präsident Joe Biden angestrebten hohen Elektro-Quoten den Wahlkampf erreicht.