VW Tiguan: Mehr „Touareg“ für den Fahrer

Sicher und komfortabel ans Ziel kommen, leidlich sparsam dazu – das reicht nicht mehr, will man auf dem SUV-Markt reüssieren. Vernetzung und Elektrifizierung lauten die Stichworte, zu denen die Hersteller jetzt Antworten parat haben müssen. Der neue Tiguan hat sie – sagt Volkswagen. Vor allem hat das Kompakt-SUV nun eine deutlichere Nähe zum großen Bruder Tourareg.

Zum Start fährt die zweite Generation mit drei Motorisierungen vor, im Endausbau soll die Baureihe, die 2007 auf dem damaligen Golf aufbaute, vier Diesel- und vier Benzin-Varianten umfassen. Die Einstiegsmotorisierung wird ein 1.4 Liter großes TSI-Aggregat mit 125 PS sein, die stärkste Version ein 240 PS leistender Zwei-Liter-Biturbodiesel. Voraussichtlich 2017 ergänzt ein Tiguan mit verlängertem Radstand und optionaler dritter Sitzreihe das Angebot. Erst danach ist mit der Plug-in-Ausgabe zu rechnen.
tig3Die Nähe zum Touareg ist sowohl optisch, als auch technisch verwirklicht. Die wuchtig und breiter gezeichnete Frontpartie des nunmehr auf dem Modularen Querbaukasten (MQB) basierenden SUV macht Eindruck, charakteristisch für die Seitenansicht ist die so genannte Tornadolinie und eine prägnante ausmodellierte Sicke, die bis in die Heckklappe hineingezogen ist. Innen fallen neue Sitze, der Drehsteller für die Straßen- und Geländeprogramme der Allrad-Versionen sowie die versenkbare Projektionsscheibe des neuen Head-up-Displays ins Auge. Fast acht Zentimeter mehr Radstand kommen der Kniefreiheit für die Fondpassagiere zugute. Hinter der verschiebbaren Rücksitzbank stehen bis zu 145 Liter mehr Kofferraum zur Verfügung. Dessen Nutzung wird durch eine vergrößerte Karosserieöffnung und eine um 45 Millimeter abgesenkte Ladekante erleichtert.
tig5Bei der Probefahrt mit dem 190 PS starken Vier-Zylinder-Diesel weiß der Tiguan durch solide Krafteinfaltung bei gleichzeitiger dezenter Geräuschentwicklung zu gefallen. Lediglich bei Drehzahlen über 3.000 Umdrehungen, die bei Zwischenspurts zu überholen anfallen, drängt sich der Selbstzünder akustisch in den Vordergrund. Mit der maximal zur Verfügung stehenden Durchzugskraft von 400 Newtonmetern lassen sich auch sportliche Ambitionen verfolgen. Die Handhabung ist gewohnt unkompliziert, die gegenüber dem Vorgänger leicht erhöhte Sitzposition ist Voraussetzung für eine gute Rundumsicht und souveränes Manövrieren in herausfordernden Situationen. Weniger erfreulich ist allerdings, dass sich der Testwagen trotz mäßiger Beladung und zurückhaltender Fahrweise statt der nach EU-Norm vorgesehenen 5.7 Liter einen Verbrauch mit einer acht vor dem Komma genehmigte.
tig4Quelle wiederkehrenden Ärgers sind für viele SUV-Fahrer verschmutzte Beinkleider, die beim Ein- oder Aussteigen Kontakt mit den Türschwellern bekommen haben. Auch an dieser Stelle haben die Tiguan-Verantwortlichen Anleihen beim großen Bruder Touareg genommen und die Schwellerdichtung nach dessen Vorbild konstruiert. Weiterhin im Angebot ist die wählbare Offroad-Front, die gegenüber dem Standard-Bug einen größeren Böschungswinkel erlaubt und das Fahrzeug mit durchaus ernst zu nehmenden Geländefähigkeiten versieht. Mogelpackungen wie etwa die Bestellung eines Fronttrieblers mit einer Offroad-Nase sind werksseitig nicht vorgesehen. In der Vergangenheit entschieden sich etwa 20 Prozent der Kunden für die etwas rustikaler aussehende Offroad-Front, während der Allradanteil insgesamt über 50 Prozent lag.

tig2Mit rund 2.8 Millionen Fahrzeugen der ersten Generation gehört die Tiguan-Baureihe für Volkswagen inzwischen zu den volumenstärksten Umsatzbringern. Etwa ein Viertel der Gesamtzahl blieb bislang in Deutschland. Die Neuauflage muss sich dank des globalen SUV-Booms inzwischen allerdings mit sehr viel mehr Konkurrenz herumschlagen als beim Start vor neun Jahren. Die Erwartungen des Herstellers gehen dahin, dass die kommende Langversion in erster Linie in den USA und China zu einer steigenden Nachfrage führen wird.
tig6Vorteile gegenüber dem Wettbewerb verspricht sich Volkswagen nicht zuletzt durch die Aufrüstung des Tiguans mit einem umfangreichen Arsemal an Sicherheits- und Komfortmerkmalen. Dazu gehören der Front Assist mit City-Notbremsfunktion und integrierter Fußgängererkennung, der Spurhalte-Assistent, der proaktive Insassenschutz sowie die pyrotechnisch aktivierbare Fronthaube zum Schutz von Fußgängern und Radfahrern. Sie wird bei einer Kollision binnen Millisekunden um fünf Zentimeter angehoben. Die in Länge und Breite gewachsene, aber im Gewicht um etwa 50 Kilo abgespeckte Karosserie will mit einem erweiterten Platz- und Komfortangebot punkten. So sind „Ergo-Active“-Massagesitze ebenso erhältlich wie das kamerabasierte Area-View-System, das Hindernisse auf dem Zentralbildschirm darstellen kann, die von der Fahrerperspektive aus sonst unsichtbar blieben.
tig7Für die Tatsache, dass nur wenige Kunden ihren Tiguan tatsächlich abseits befestigter Straßen bewegen, scheint das irrelevant. Abseits einer Verbindung zum Internet wollen jedoch nur noch wenige sein, weshalb ein optionales Paket aus Media Control und App Connect die Verbindung zu Smartphone oder Tablet herstellen kann und eine von vielen als unangenehm empfundene Offline-Situation vermeidet. Zweifellos ein Fortschritt für die Nutzer ist die erhöhte Anhängelast, die nunmehr bis zu 2.500 Kilogramm beträgt.

In der als Basis-Ausstattung fungierenden „Trendline“ bringt der Tiguan Leichtmetallfelgen im 17-Zoll-Format, LED-Rückleuchten, Lederlenkrad, Isofix-Halteösen, Multikollisionsbremse, höhenverstellbare Vordersitze, Licht- und Regensensor sowie eine Klimaanlage mit.

afb/amp

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