Wohnmobile – Die Preise steigen rasch

Die Preise für Wohnmobile steigen erstaunlich rasch. Reisemobile erleben eine bisher einzigartige Preissteigerung. Der Grund: Gleich mehrere Veränderungen des Marktes treffen aufeinander. Das Jahr 2022 wird kaum ein Schnäppchen bereithalten.

Die wesentliche Ursache für das flotte Drehen der Preisspirale ist die Rohstoffknappheit. Nicht nur die Hersteller der Basisfahrzeuge leiden unter Materialnachschub. Vor allem fehlende Mikrochips für Steuergeräte im Auto verlangsamen die Produktion. Oder bringen sie vollständig zum Erliegen. Fiat etwa musste das italienische Werk Sevel in Val di Sangro gleich mehrere Wochen schließen. Der Ducato, Europas beliebtestes Basisfahrzeug für Reisemobile, wird bei den Auf- und Ausbauern zur heißbegehrten Ware. Dazu kommt die stark angestiegene Nachfrage der vergangenen Jahre. Zweistellige Zuwachsraten haben der Caravaning-Branche volle Kassen beschert. Die leeren sich aber jetzt geschwind. Denn viele Fahrzeuge können nicht fertiggestellt und somit nicht ausgeliefert werden.

Lieferzeiten und Preise für Wohnmobile steigen

Kosten, Kosten

Aber auch die Zulieferindustrie kommt nur noch schwer an die benötigten Rohstoffe wie Kunststoff-Granulat. Vor allem aber nur zu stark erhöhten Einkaufpreisen. China habe den Markt leergekauft, heißt es. Außerdem sind die Frachtkosten wesentlich höher als noch vor 24 Monaten. Wer Bauteile aus Übersee bezieht, zahlt für deren Transport mittlerweile mehr als das Doppelte. Aber die Kosten sind auch innerhalb Europas gestiegen. Berechnete ein Hersteller Ende 2017 die Vorfracht, TÜV, Gasprüfung und Auslieferungsinspektion noch mit moderaten 1.050 Euro, werden für die gleichen Leistungen aktuell 1.477 Euro (D) fällig.

Die Liste der teurer gewordenen Ausstattungen lässt sich beinahe beliebig verlängern. Ein Kompressor-Kühlschrank ist um 100 Euro teurer geworden. Reifen und Leichtmetallräder haben um 15 Prozent zugelegt, zusätzliche Fenster um fast 20 Prozent. Insgesamt liegt die Preissteigerung für einen Kastenwagen im Vergleich zu 2017 bei rund 20 Prozent. Alles Gründe, dass die Preise für Wohnmobile derart rasch steigen.

Wie geht’s weiter?

Die weitere Entwicklung lässt sich nur schwer einschätzen. Denn lange Lieferzeiten für das Wunschfahrzeug machen eine Kalkulation schwierig. „Wer jetzt bestellt, bekommt sein Fahrzeug frühestens Ende 2022. Wenn sich die Preisspirale weiter dreht, legen wir dann fast schon drauf“, sagt der Geschäftsführer einer kleinen Wohnmobil-Manufaktur. Es soll dem Vernehmen nach sogar Händler geben, die abgeschlossene Kaufverträge von ihren Kunden zurückkaufen wollen. Um ihren möglichen Verlust zu mindern. Alles zusammen ergibt insgesamt keine sehr rosige Perspektive für die Branche. Experten zumindest geben keine Entwarnung in Sachen Materialknappheit.

Das Interesse am Campen ist aber ungebrochen. Caravaning bleibt auch in Zeiten der Pandemie die wohl sicherste Art, seinen Urlaub mit Abstand und Anstand, ohne vollbesetzte Urlaubsflieger, verspätete ICE mit defekten Toiletten und qualvoll engen Reisebussen zu gestalten. Eine gute Nachricht für die Camper ist auch, dass die Zahl der Stellplatzangebote steigt und das Preisniveau zumindest hier noch konstant bleibt.