Wolfgang Porsche bringt Nachfolger ins Spiel

Volkswagen-Aufsichtsrat Wolfgang Porsche hat erstmals einen Nachfolger als Sprecher der traditionsreichen Automobilfamilie ins Spiel gebracht. „Wenn Sie mich nach einem Nachfolgekandidaten fragen, würde ich aus heutiger Sicht am ehesten Ferdinand Oliver Porsche sehen. Er sitzt ja schon seit mehreren Jahren im Aufsichtsrat bei VW und Audi sowie bei der Porsche AG und der Porsche SE“, sagte Porsche in einem Interview mit der Branchen- und Wirtschaftszeitung Automobilwoche. „Er kennt diese Unternehmen sehr gut. Ihm würde ich diese Rolle voll und ganz zutrauen. Allerdings hat unsere Familie über einen Nachfolgevorschlag noch nicht entschieden“. Zugleich sorgt sich der Porsche-Aufsichtsratschef um die Identität des Sportwagenherstellers. „Tatsächlich müssen wir aufpassen, dass der Porsche-Mythos gewahrt bleibt.

30.000 Mitarbeiter bauen 250 000 Autos

Vor wenigen Jahren beschäftigte Porsche 15.000 Mitarbeiter, jetzt sind es 30.000. Die müssen alle echte Porscheaner bleiben, das wird zunehmend schwierig“. Porsche brauche Volkswagen zwar für die Zusammenarbeit in Entwicklung und Produktion. Zugleich müsse aber auch „eine gewisse Eigenständigkeit“ erhalten werden, mahnte der Familiensprecher. „Porsche verkauft schon über 250.000 Autos im Jahr. Da ist es entscheidend, die Exklusivität zu wahren.“

Überregulierungen beseitigen

Zugleich kritisierte Porsche die bürokratische Überregulierung: „Früher hatten wir bei Porsche eine Rechtsabteilung mit fünf Juristen, heute sind es über 30. Und darüber hinaus ist für viele Entscheidungen Expertise von außen notwendig.“ Das Gleiche gelte für die Arbeitsgesetze: „Es ist doch absurd, wenn ein Praktikant an einem spannenden Thema arbeitet und dies abschließen will, dann aber nach Hause gehen muss, weil er sein Stundenbudget schon erreicht hat.“ Für dauerhaften Wohlstand werde vor allem Eigeninitiative und Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter gebraucht: „Die müssen wir fördern und nicht behindern.“ Zugleich kritisierte er indirekt die starke Stellung der Betriebsratschefs bei Volkswagen und Porsche. Grundsätzlich habe er kein Problem mit der Mitbestimmung in deutschen Unternehmen: „Ich sage aber auch ganz klar, dass in erster Linie der Vorstand für die Entscheidungen in einem Unternehmen verantwortlich ist. Sonst wackelt der Schwanz mit dem Hund. Nur ein wirtschaftlich gesundes Unternehmen ist auch ein guter und sicherer Arbeitgeber.“